Ein Szenario für Afrikas Energie-Zukunft

Sonne- und Windenergie könnten das Rückgrat der Stromversorgung Afrikas bilden und zugleich große Mengen aufbereiteten Meerwassers liefern

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Die Stromversorgung des subsaharischen Afrikas könnte kostengünstig auf 100 Prozent erneuerbare Energieträger umgestellt werden und zugleich sowohl den Erdgasbedarf abdecken als auch die Energie für Meerwasserentsalzung liefern. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichen Studie der finnischen Lappeenranta University of Technology.

Die vier Autoren schlagen vor, vom Atlantik bis zum Indischen Ozean einen integrierten Markt zu schaffen, in dem elektrische Energie über ein Netz aus sogenannten HGÜ-Leitungen übertragen wird. HGÜ steht hierbei für Hochspannungsgleichstromübertragung, bei der deutlich weniger Verluste als beim Wechselstrom anfallen.

Die Studie geht für 2030 in den Ländern südlich der Sahara von einem Strombedarf von 866 Milliarden Kilowattstunden aus, was in etwa das Eineinhalbfache des derzeitigen deutschen Verbrauchs entspräche. Gleichzeitig könnten aber, wie frühere Studien gezeigt haben, jährlich allein 9260 Milliarden Kilowattstunden durch Fotovoltaik und Solarthermische Kraftwerke bereit gestellt werden.

Die Herausforderung besteht allerdings darin, Produktion und Bedarf in Einklang zu bringen, denn ein erheblicher Teil der elektrischen Energie wird benötigt, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Den Autoren schwebt dafür zum einen vor, die bestehenden Wasserkraftwerke als Puffer einzusetzen. Außerdem kann die Erzeugung durch Gaskraftwerke ergänzt werden. Beide können nach Bedarf gefahren werden und die Lücken abdecken, die Wind und Sonne lassen. Daneben ist besonders in Ostafrika der Einsatz von Erdwärme und in vielen Ländern auch von Biogasanlagen sowie Müll- und Biomassekraftwerken möglich. All diese Erzeugungsformen können bedarfsgerecht gesteuert werden.

In Zeiten, in denen mehr Sonnen- und Windstrom anfällt, als aktuell Bedarf entsteht, kann die überschüssige Energie zum einen zur Wasserentsalzung eingesetzt werden, zum anderen kann mit ihr Wasserstoff und Methan als Erdgasersatz synthetisiert werden. Außerdem kann sie an Stauseen, sofern ein Unterbecken existiert oder gebaut werden kann, auch zum Hochpumpen von Wasser benutzt werden.

Alles in allem könnten in dem so entwickelten Szenario 866,4 Milliarden Kilowatt Strom fürs Netz, 319 Millionen Kubikmeter Trinkwasser und 268 Milliarden Kilowattstunden Gas erzeugt werden. Die Autoren betonen, dass die Integration von Stromversorgung, Gassynthese und Meerewasserentsaltzung die Gesamtkosten deutlich senkt.

Die durchschnittlichen Kosten für den Strom lägen bei 5,78 Euro-Cent pro Kilowattstunde in einer hochgradig dezentralisierten Variante und könnten in einer etwas zentralisierteren Form des Netzausbaus noch um 0,3 Cent abgesenkt werden. Gas wäre mit 11,3 Cent pro Kilowattstunde etwas teuer, aber Wasser könnte ebenfalls günstig für 1,39 Euro den Kubikmeter zur Verfügung gestellt werden.