Energiekosten explodieren: Was können wir tun?
Verbraucherschützer fordern, dass Strom- und Gassperren ausgesetzt werden. Das ist nicht der einzige Vorstoß
Deutschlands Verbraucher stöhnen unter der steigenden Inflation, die insbesondere von den Energiepreisen getrieben wird. Namentlich die Strompreise erklimmen immer neue historische Höchststände, während Öl-, Benzin- und Gaspreise in den letzten beiden Jahrzehnten bereits zeitweise ähnlich hoch oder gar höher waren.
32,16 Cent pro Kilowattstunde kostet der Strom nach einer Analyse des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft private Kunden in diesem Jahr.
Das Statistische Bundesamt kommt für das erste Halbjahr 2021 nach einem Bericht der Tagesschau sogar auf 32,62 Cent pro Kilowattstunde, was einer Steigerung von 4,7 Prozent binnen Jahresfrist entspräche.
So teuer war der Strom noch nie, und eine zunehmende Zahl an Menschen kann sich das schon jetzt kaum noch leisten. Dabei steigen die Preise weiter an.
Darauf macht der Landesverband der Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen aufmerksam. Besonders schlimm ist es für Menschen mit geringem Einkommen, die für Heizen oder Warmwasser oder beides auf Strom angewiesen sind. Meist haben diese als Mieter kaum eine andere Wahl.
Sind sie auf staatliche Hilfen wie Arbeitslosengeld II angewiesen, haben sie zwar im Prinzip einen Anspruch auf Übernahme der Kosten im Rahmen der Kostenerstattung für die Unterkunft. Doch oft wird die Durchsetzung dieses Anspruchs zum Problem, zumal er – wie die Verbraucherzentralen in ihren Beratungen feststellen – lange nicht jedem bekannt ist.
Der Bundesverband der Verbraucherschützer (vzbv) spricht von einer Zunahme der Energiearmut und fordert in diesem Zusammenhang unter anderem, dass Strom- und Gassperren für private Haushalte mit geringem Einkommen bis zum 30. April nächsten Jahres ausgesetzt werden.
Eigentlich sollte es ja in der Pandemie eine Selbstverständlichkeit sein, dass derartige Maßnahmen wie auch Zwangsräumungen oder Sanktionen der Arbeitsagenturen ausgesetzt werden, aber davon ist im offiziellen politischen Diskurs herzlich wenig die Rede.
Außerdem fordert der vzbv, dass Wohn- und Arbeitslosengeld sowie die Altersgrundsicherung an den realen Kosten der Betroffenen ausgerichtet werden. Mittelfristig müsse „der energetische Zustand von Wohnraum im unteren Preissegment verbessert“ und eine "verbraucherfreundliche Strompreisreform" durchgeführt werden.