Eon schwächelt
Erneuerbare erwirtschaften im Konzern fast schon so viel wie die alten Kraftwerke. Was wird aus den Rückstellungen?
Nach RWE hat nun auch Eon unangenehme Zahlen vorlegen müssen. In der neuen Essener Zentrale wurde am Mittwoch der Geschäftsbericht für das vergangene Jahr vorgelegt - und der sieht für den Konzern nicht besonders erfreulich aus. Zwar lag der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) immer noch bei 7,6 Milliarden Euro. Zugleich wurden aber Abschreibungen in Höhe von 11,9 Milliarden Euro fällig, wovon 8,8 Milliarden Euro außerplanmäßig waren. Die mussten vor allem auf Kraftwerke und das Erdöl- und Erdgasfördergeschäft vorgenommen werden. Für das laufende Jahr wird ein Rückgang des Ebitda auf sechs bis 6,5 Milliarden Euro erwartet.
Der Börsenwert des Unternehmens wird nur noch mit 17,4 Milliarden Euro angegeben, im Jahr zuvor waren es noch zehn Milliarden Euro mehr. Dividende wird trotzdem ausgeschüttet, wenn auch nur noch 50 Cent pro Aktie. Bei RWE gibt es hingegen nur noch für Vorzugsaktionäre Dividende und das auch nur 13 Cent pro Aktie.
Im Kraftwerkssektor ist der Ebitda 2015 gegenüber dem Vorjahr um rund 800 Millionen auf nur noch 1,47 Milliarden Euro zurückgegangen. Auch in der Sparte Erneuerbare gab es einen Rückgang von rund 150 Millionen. Hier liegt der Ebitda mit 1,35 Milliarden Euro nunmehr annähernd gleich auf mit dem Kraftwerksbereich.
Der Rückgang hat offensichtlich in beiden Fällen auch mit einem Minus bei der Erzeugung und der Leistung zu tun. Im Bereich der konventionellen Kraftwerke verfügte Eon 2015 über 13,5 Gigawatt weniger Leistung, mit der 25 Milliarden Kilowattstunden weniger Strom produziert wurden. Bei den Erneuerbaren ging die verfügbare Leistung um rund ein GW und die produzierte Strommenge um etwa eine Milliarde Kilowattstunden zurück. Neben Stilllegungen ist die Ursache vor allem der Verkauf von Geschäftsbereichen in Spanien und Italien.
Angesichts dieses Schwächeln des Konzerns fragt sich natürlich mal wieder, wie sicher eigentlich die Atom-Rückstellungen sind. Wird der Konzern in den nächsten Jahrzehnten in der Lage sein, den Abriss seiner alten AKW, seinen Anteil an der Suche nach einem Endlager und die Einlagerung des hochradioaktiven Mülls aus seinen Anlagen zu finanzieren, wie es das Atomgesetz vorsieht? Oder wird am Ende die Allgemeinheit einspringen müssen?
Eine Kleinigkeit am Rande: Dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, dass Eon (genauer: die Uniper-Ausgründung) letztes Jahr drei Kohlekraftwerke in den Niederlanden vom Netz und ein neues in Betrieb genommen hat. Das dortige Parlament habe die Regierung kurz vor Weihnachten 2015 aufgefordert, bis zum Ende 2016 ein Kohleausstiegskonzept vorzulegen. Da könnte sich Deutschland doch vielleicht mal ein Beispiel dran nehmen.