Eyjafjallajökull! Ab ins Auto!

Während wartende Fluggäste über einen isländischen Vulkan fluchen, freuen sich Betreiber von alternativen Transportgeschäftsmodellen

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Selbst der isländische Schriftsteller Haldor Laxness, eine Magmakammer großer Literatur, die an dieser Stelle gerne in Erinnerung gerufen wird, spuckte gelegentlich Böses über seine Muttersprache: Sie sei scheußlich, in ihrer gegenwärtigen Verfassung habe sie viel zu enge Grenzen, sagte er einmal. Der Name Eyjafjallajökull mag manchen Fluggästen wie ein scheußlicher Witz vorkommen oder wie ein unausprechlicher Fluch. Zeit zum Üben der Aussprache von Eyjafjallajökull hätten sie aber.

Unter der isländischen Gletscherkappe dieses Namens befindet sich der Vulkan, der mit seiner Aktivität die Bewegungsfreiheit über den Wolken stark einschränkt und damit auf optimale Effizienz ausgerichtete Zeitpläne durcheinanderbringt. Die Leiden der Fluggäste ist sämtlichen Zeitungen und Medien heute die Topmeldung wert. Immerhin sollen europaweit 7000 Flüge gestrichen worden sein. Laut Bild blickten Millionen Menschen zum Himmel. Und der Spiegel warnt: "Deutschland droht tagelanges Flugverbot."

Profiteure dieses Chaos sind außer Wetterpropheten und Hysteriker, die den ganzen Sommerhimmel schwarz malen, offenbar Mitfahrzentralen: "Wir können eine Steigerung von fast 30 Prozent im Vergleich zu den üblichen Zugriffszahlen unseres Vermittlungsportals verzeichnen. Dies ist enorm", heißt es in einer Pressemitteilung von mitfahrgelegenheit.de.

Die Nachfrage bei Streckenverbindungen ab Hamburg, Berlin und Frankfurt steige stetig. Die rund 200 Fahrten für das kommende Wochenende von Berlin nach München sollen bereits zu 70 Prozent ausgebucht sein. Gegen die Befürchtung empfindlicher Personen vor solchen Fahrten, dass es keinen Gesprächstoff gibt, hilft "Eyjafjallajökull!", das kann nämlich genauso gut als Appell verstanden werden, ganz still zu bleiben wie auch als anregendes Gesprächsthema.