Facebook angelt mit Sicherheitsköder nach Nutzerdaten

Facebook reagiert auf Vorwürfe unsicheren Umgangs mit Nutzerdaten und bietet an, das Konto sicherer zu machen. Dadurch wird natürlich alles noch schlimmer, was aber niemanden ernsthaft überraschen sollte.

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Nachdem selbst Verbraucherschutz-Bundesministerin Ilse Aigner medienwirksam und garantiert folgenlos angekündigt hatte, aus dem Social Network auszutreten, um so gegen Datenschutzverstösse des Unternehmens zu protestieren, rollt das dunkle Zuckerberg-Imperium die Sicherheitsfrage neu auf.

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Na endlich, denkt sich der verantwortungs- und privatsphärenbewusste Internetnutzer, das wurde ja auch Zeit. Das klicken wir gleich an. Tatsächlich öffnet sich einleitend der Blick auf ein Fenster, das eine Aktualisierung der Sicherheitsinformationen verspricht.

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Etwa, wie im Fließtext vorgeschlagen, durch Eingabe einer zweiten Email-Adresse. Dadurch, so lautet die feinsinnige Erklärung, werde das Konto geschützt, falls man Zugriff auf die bisher verwendete Email-Adresse verlöre. Eine nicht vollständig zufrieden stellende Erklärung. Also weiter zu Sicherheitsstufe 2: Telefonnummer.

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Ich kann also meine Datensicherheit erhöhen, indem ich mich "für Facebook-Handy anmelde"? Im Ernst? Und welche Möglichkeiten bieten sich mir da?

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Ich kann, sicherheitsbewusst wie ich bin, das Land auswählen, und den Mobilfunkanbieter, allerdings hier nur O2. Der dann anzunehmenderweise davon in Kenntnis gesetzt wird, dass ich ein sicherheitsbewusster Facebooknutzer bin und darüber hinaus interessiert an sicherheitsintensiven Mobilfunkanwendungen. Der zusätzliche Sicherheitsgewinn dieser Massnahme erschliesst sich mir auch diesmal nicht. Der zusätzliche Quervermarktungserfolg für Facebook liegt dagegen auf der Hand. Also weiter zu Schritt 3: Die Sicherheitsfrage.

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Eine solche Abfrage kennt der erfahrene Surfer von diversen Diensten der Online-Welt, sie bietet tatsächlich eine Notbremse bei verlorenem Passwort. Nur die tatsächliche Sicherheit des Benutzerkontos berührt sie in keiner Weise. Und ausserdem: Was geht Herrn Zuckerberg der Geburtsort meiner Mutter, der Name meines Erstklasslehrers oder der Wohnort meiner Kindertage an? Ein verschusseltes Passwort bekomme ich auch ohne solche Zusatzinfos.

Diese allerdings runden das Dossier, das Facebook über mich und meine Bekannten führt, noch einmal ab, die Quervermarktungsmöglichkeiten erweitern sich dadurch. Für den Benutzer bedeutet dieser Neusprech (im Orwell'schen Sinn) eine weitere Aufweichung seiner Privatsphäre, und eine zunehmende Begriffsverwirrung: Sicherheit ist "Targeted Advertising", Unsicherheit ist Bequemlichkeit. Wie gut, dass die Blogosphäre niemals schläft und immer einer wach genug ist, um zu meckern.

Womöglich genügt der oben beschriebene Sicherheitsschwindel, um desinteressierte Mitglieder der Politikerkaste ruhig zu stellen. Damit lastet die Verantwortung für das Enthüllen und Unbrauchbarmachen solcher Honey Pots auf der "Publikative", wie die vierte Gewalt im Staat inzwischen bei der bekanntlich netz-affineren Piratenpartei heißt. Und auf ihren Lesern.