Finanzmärkte bejubeln spanischen Konservativen

Eine Auktion spanischer Staatsanleihen verlief sehr zufriedenstellend nach der Wahl von Rajoy

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Hatte die spanische Börse zunächst frostig auf den Wahlsieg des konservativen Mariano Rajoy reagiert, bejubelten nun die Finanzmärkte die Grundlinien seiner Regierungspolitik fast, bevor er heute von König Juan Carlos im Amt des Ministerpräsidenten vereidigt wird.. Nachdem er sie am Montag dargelegt hatte, zeigten sich die positiven Erwartungen am Dienstag sehr deutlich. Während Rajoy im Parlament zum neuen Ministerpräsident gewählt wurde, verlief eine Versteigerung von Staatsanleihen seit Monaten erstmals wieder zufriedenstellend für das Land.

Der erste deutliche Hinweis auf den positiven Verlauf war, dass statt der geplanten 4,5 Milliarden Euro sogar gut 5,6 Milliarden eingenommen werden konnten. Noch erfreulicher für das Land war aber, dass die Anleihen mit einer Laufzeit von drei und sechs Monaten zu einem vergleichsweise niedrigen Zins losgeschlagen werden konnten.

Für die gut 3,7 Milliarden Euro, die mit dreimonatigen Papieren eingenommen wurden, lag die durchschnittliche Rendite bei 1,88%. Dass ist nur noch knapp ein Drittel des Zinssatzes, den das Land am Tag nach dem Wahlsieg der Konservativen bezahlen musste. Etwas schlechter verlief die Auktion der Anleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten. Statt einer Rendite von 5,23% musste das Land nun mit 2,53% nur noch etwas weniger als die Hälfte der Rendite bieten, um gut 1,9 Milliarden Euro zu erhalten. In beiden Fällen überstieg die Nachfrage deutlich das Angebot.

Es zeigt sich, dass an den Finanzmärkten der neue Ministerpräsident nach seinen Sparversprechen, obwohl sie nebulös und schwammig blieben, einen Vertrauensvorschuss bekommt. Erneut stand auch die Madrider Börse am Dienstag im Plus. Allerdings waren die Gewinne niedriger als an anderen Börsenplätzen. Der Leitindex Ibex stieg um 2,44%, der DAX in Frankfurt stieg dagegen sogar 3,11% und ähnlich sah es auch an den anderen europäischen Börsenplätzen aus. Aussagekräftiger war deshalb die Entwicklung am Montag, als der Ibex mit einem Plus von 0,6% schloss, während andere europäische Börsen nach einem positiven Start ins Minus gedreht waren, wie Frankfurt, London und Mailand.

Offensichtlich wird Rajoy mehr zugetraut als der "Technokraten-Regierung" in Italien, denn die Zinsen für italienische Anleihen sind nach der Übergabe der Macht an Mario Monti nur kurzzeitig und gering gefallen. Während der Risikoaufschlag am Sekundärmarkt für italienische Anleihen am Montag wieder auf fast 500 Basispunkte gestiegen war, fiel er für Spanien auf knapp 330. Zwar ist auch der Zinsaufschlag (Spread) gegenüber Bundesanleihen am Dienstag wieder leicht gefallen, doch weiterhin werden italienische Anleihen mit knapp sieben% gehandelt. Das ist die Schwelle, an der Griechenland, Irland und Portugal unter den Rettungsschirm gehen mussten. Während sich die Lage für Spanien zunächst etwas entspannt, wird sie für Italien immer gefährlicher. Derart hohe Zinsen kann das Land, das einen Schuldenberg von fast zwei Billionen Euro vor sich herschiebt, nicht lange bezahlen. Schließlich wird die Staatsverschuldung zum Jahresende sogar die Marke von 120% des Bruttoinlandsprodukts überschreiten.

Wenn Rajoy das Haushaltsdefizit nun 2012 wie versprochen sogar auf 4,4% senken will, muss er noch stärker auf die Sparbremse treten oder die Mehrwertsteuer erhöhen. Doch das würde die stagnierende Wirtschaft tief in die Rezession treiben, wie es die Konservativen in Portugal schon geschafft haben. Dazu würde es die extreme Arbeitslosigkeit von schon 23% noch weiter anheizen. Es wird aber ganz offensichtlich zu Steuererhöhungen kommen. Die Möglichkeit dazu hatte sich die PP schon am Montag offen gehalten. Und man darf davon ausgehen, dass der Parteiführung die realen Defizitzahlen schon bekannt waren, als die PP-Generalsekretärin Maria Dolores de Cospedal im Interview die Hintertür dazu aufgemacht hat, falls Spanien das Defizitziel von 6% verfehle. Dabei hatte die PP in den Wahlen Steuererhöhungen ausgeschlossen. So schnell kann das also gehen.