Finnland: Aus für Kohlekraftwerke 2030
Das nordeuropäische Land diskutiert über den Ausstieg aus der Kohleverstromung
Finnland will ab 2030 das Verbrennen von Kohle in Kraftwerken verbieten, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist. Schon jetzt stünden viele Kohlekraftwerke still, da sie mit der Konkurrenz nicht mithalten können. Finnland (5,5 Millionen Einwohner, BIP 205 Milliarden Euro) hat in den letzten beiden Jahren viel in Windenergie investiert und hatte Ende 2015 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund einem Gigawatt installiert.
Nach Angaben der amtlichen Statistik wurden 2015 knapp 37 Prozent des Stroms von erneuerbaren Energieträgern bereitgestellt. Der Löwenanteil davon kam aus Wasserkraftwerken, daneben spielt Biomasse eine wichtige Rolle. Knapp drei Prozent wurde von Windkraftanlagen eingespeist. Ein knappes Viertel des Stroms wird von Wärmekraftwerken ins Netz gespeist, die den Brennstoff besonders effektiv ausnutzen, weil sie auch die Abwärme nutzbar machen. Etwas mehr als ein Viertel des Stroms wird in Atomkraftwerken erzeugt.
In Frankreich sollen, schreibt New Scientist, bereits 2023 die letzten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Ausstiegspläne für die nächsten zehn bis 15 Jahre gebe es zudem in Österreich, den Niederlanden und Großbritannien. Kanada wolle ab 2030 den Betrieb von Kohlekraftwerken nur noch erlauben, wenn die CO2-Emissionen aufgefangen und eingelagert werden.
Bisher ist das aber noch nirgendwo für ein Großkraftwerk demonstriert worden und ob derlei wirtschaftlich Sinn macht, ist höchst zweifelhaft. Der technische Wirkungsgrad würde um bis zu zehn Prozent gedrückt, das heißt, die Energieausbeute aus dem Brennstoff würde um ein Viertel oder gar mehr gemindert.
Die finnischen Maßnahmen sollen am heutigen Freitag verkündet werden. Bisher handelt es sich allerdings nur um einen Entwurf, dem das Parlament noch zustimmen muss. Die Abstimmung wird voraussichtlich im März sein.
Bleibt die Frage, wann auch in Deutschland endlich über ein Kohleausstiegsgesetz nachgedacht wird. Ein erster Schritt wäre, sofort die Ausweitung der Braunkohletagebaue und zum Beispiel die Rodungen im Hambacher Forst im Rheinland zu stoppen. Dort lässt gerade RWE die Reste eines alten Waldes mit massivem Polizeieinsatz und unter der Aufsicht einer rot-grünen Regierung abholzen. (Berichte hier, hier, hier, hier und hier. Und hier ein Ticker der Demonstranten.)