Flammendes Inferno oder zukunftsweisender Öko-Bau?
In Kanada will ein Architekturbüro ein zwanzigstöckiges Hochhaus aus Holz errichten
Holz riecht angenehm und fühlt sich warm an. Warum also nicht nur Böden und Möbel daraus zimmern, sondern ein ganzes Haus? Holzhäuser können sehr schnell abbrennen, wie man in den 1990er Jahren an norwegischen Kirchen sah, die Zielobjekte von Black-Metal-PR wurden. Bei einem Einfamilienhaus kann man einen solchen Brand noch als kalkulierbares Risiko in Kauf nehmen, weil die Bewohner sich schnell ins Freie retten können. Deshalb bestehen in Nordamerika auch heute noch viele Vororthäuser vorwiegend aus Holz. Für höhere Häuser verwendet man dagegen nicht erst seit der Entwicklung des Stahlbetons eher feuersichere Materialien.
Die größten Holzgebäude der Welt sind alte japanische Tempel, die teilweise einer Höhe von 19 Stockwerken entsprechen. Das höchste moderne Holzgebäude ist derzeit das Londoner Murray Groce, das neun Etagen zählt. Diesen Rekord will das kanadische Architekturbüro Michael Green (MGA) nun mit einem Plan für ein zwanzigstöckiges Holz-Hochhaus brechen. Um potenzielle Bauherren zu interessieren, hat MEG eine Studie vorgelegt, nach der im FFTT-System theoretisch sogar bis zu 30 Stockwerke hohe Häuser gebaut werden könnten. Die in deutschsprachigen Medien kolportierte Meldung, dass MAG in Kanada, Norwegen und Österreich bereits an dreißigstöckigen Hochhäusern baut, ist Michael Green zufolge allerdings eine Ente.
Damit Brandschutzvorschriften dem Bau nicht entgegenstehen und es zu keinem "flammenden Inferno" kommt, wird das Hochhaus-Holz den Plänen des Architekturbüros nach mit einer Gipsbeschichtung überzogen, die ein Feuer angeblich zwei Stunden lang aufhält. Dem Verrotten will man dadurch entgegenwirken, dass man den Holzrahmen nicht dem Wetter aussetzt, sondern mit anderen Materialien verschalt, so wie das auch mit Stahlbeton häufig gemacht wird.
In Deutschland ist das höchste Holzhaus ein siebenstöckiges Gebäude im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die Brand- und Schallschutzanforderungen lassen sich hierzulande im allgemeinen um so leichter erfüllen, je weiter ein Holzhaus von anderen Gebäuden entfernt steht. Heizungs- und Elektroleitungen werden bei modernen Holzhäusern oft in einer Dämmschicht aus Mineralwolle untergebracht, die nicht brennt.