Freunde, auf die Frau sich verlassen kann
Der Bildungschipplan der Bundesarbeitsministerin bekommt "Rückenwind" von der "Kinderhilfe". Was sich so seriös und unabhängig ausnimmt, ist jedoch schlichtweg die übliche Hilfe unter Freunden.
Am 13. Juli 2010 wurde RA Georg Ehrmann als Mitglied im Bundesjugendkuratorium (BJK)berufen. Das Bundesjugendkuratorium - für viele eher ein unbekanntes Gremium - besteht aus bis zu 15 Experten aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft. Es ist als Sachverständigengremium deklariert, die Mitglieder werden durch die Bundesministerin bzw. den Bundesminister für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen.
RA Ehrmanns Berufung durch die neue Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist gleich doppelt effektiv für das Ministerium. Warum das so ist, wird einleuchtender, wenn man sich ansieht, was die "Deutsche Kinderhilfe" (Vorsitzender: RA Georg Ehrmann) ist. Betrachtet man die Selbstdarstellung der Organisation, so hat man es hier mit der "unabhängigen Stimme für Kinder" zu tun.
Die Deutsche Kinderhilfe ist die nationale Kinderhilfsorganisation, die bundesweit Hilfsprojekte fördert und als unabhängige Lobby für Kinder Stellung bezieht sowie Gesetzgebungsverfahren begleitet. Der Verein erhält keine staatlichen Subventionen und die Gremien sind nicht mit politischen Entscheidungsträgern besetzt. Dies macht uns zu der einzigen unabhängigen Stimme für Kinder in Deutschland. (http://www.kinderhilfe.de)
Auffällig ist, dass die Kinderhilfe sich stets zu aktuellen Fällen durch Alarmismus hervortut. Wie auch Jens Berger im Spiegelfechter detailliert erläutert, ist die Deutsche Kinderhilfe stets zur Stelle, um konservative Forderungen zu unterstützen. Sprich: die Forderungen der CDU.
Die frühere Bundesfamilienministerin, Frau Ursula von der Leyen, konnte sich denn auch immer der Unterstützung der "einzigen unabhängigen Stimme für Kinder" sicher sein, egal ob es um Testkäufe von Alkohol durch Jugendliche oder Netzsperren ging. Beim Thema ALG II unterstützte die Deutsche Kinderhilfe die Äußerungen des JU-Vorsitzenden Mißfelder, der eine Regelsatzerhöhung als Subventionierung der Tabak- und Alkoholindustrie ansah.
Insofern verwundert es nicht, dass auch die Idee der Bildungschipkarte bei der Deutschen Kinderhilfe auf Wohlwollen stößt. So sei man sicher, dass die Förderung auch bei den Kindern ankommt, heißt es von Seiten der Kinderhilfe, die damit die Überlegung, dass ohne ein solches Kontrollsystem die ALG II-Empfänger nun einmal nicht kindbezogen agieren würden, mühelos aufgreift und weiter kolportiert. Für die ehemalige wie auch die derzeitige Bundesfamilienministerin ist der Einberufung Herrn Ehrmanns in das Bundesjugendkuratorium ein wichtiger und kluger Schritt gewesen.
Zum einen wird der Lobbyist durch diese Ernennung quasi geadelt, er gilt als Mitglied eines Sachverständigengremiums und kann damit sicher sein, dass seine Stimme (bzw. die der Deutschen Kinderhilfe) umso deutlicher vernommen wird (inwiefern RA Georg Ehrmann sich als Sachverständiger qualifiziert hat, bleibt das Geheimnis des Bundesfamilienministeriums). Zum anderen ist durch diesen Freundschaftsdienst gesichert, dass man mit RA Ehrmann auch weiterhin jemanden zur Verfügung hat, der stets bereit ist, die eigene Position medial zu unterstützen. Sowohl Frau von der Leyen als auch Frau Schröder können somit ihre eigene Position ebenso untermauern, indem sie sich auch auf Herrn Ehrmann vom Bundesjugendkuratorium berufen. So wird aus einem rührigen CDU-nahen Lobbyisten ein Sachverständiger.
Neben Herrn RA Georg Ehrmann findet sich übrigens im Bundesjugendkuratorium noch ein weiterer bekanner Name: Julia von Weiler von "Innocence in Danger"...