Friede den PV-Anlagen

Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden setzt auf Photovoltaik für Afrika und Asien, Marokko startet ein 1000-Dächer-Programm auf Moscheen und deutsche Konzerne laufen Desertec davon

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Kardinal Turkson, Präsident des Pontificium Consilium de Iustitia et Pace (Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden), stellte quasi als diesjährige Osterbotschaft den vom Vatikan herausgegebenen Projektband "Energia, Giustizia e Pace" (Energie, Gerechtigkeit und Frieden) vor, der den Einsatz Erneuerbarer Energien als Weg zu mehr Kommunikation, Bildung und Frieden in vielen netzfernen Regionen Afrikas und Asiens sieht. Turkson: "Wir bekommen regelmäßig Meldungen in der Bischofskonferenz über Fälle von Gewalt und Unterdrückung, die im Zusammenhang mit dem Thema Energie stehen. Dies beweist, wie unentbehrlich Energie für jedermann ist und wie notwendig dieser Beitrag zur allgemeinen Diskussion".

Der Vatikan propagiert Erneuerbare Energien und insbesondere kleine Inselsysteme auf PV-Basis als große Chance z.B. Handynetze zu betreiben und so Kommunikation auch in bisher abgeschnittenen Regionen zu ermöglichen. Und die Möglichkeit mit Solarstrombatterien Licht auch in Orten ohne Stromnetz zu haben ermögliche mehr Bildung, Ausbildung und schaffe neue Arbeitsplätze in Regionen von Afrika und Asien die nicht über kabelbasierte Netze verfügen. Turkson: "Die Einführung von Solarmodulen ermöglicht es den Kindern, nach der Schule am Abend ihren Hausaufgaben nachzugehen, den Leuten die Batterien ihrer Mobiltelefone aufzuladen, sie ermöglicht den Zugang zur Welt der Information und der Kommunikation."

Während der Vatikan selbst seit 2008 PV-Anlagenbetreiber ist, kündigten das marokkanische Ministerium für Islamische Angelegenheiten und das Ministerium für Energie, Bergbau, Wasser und Umwelt jetzt ein landesweites Eigenstromprogramm mit PV-Anlagen an. Auf zunächst 1.000 Moscheen, die oft auch Gemeindezentren sind, sollen Solarstromanlagen installiert werden und dort mit Eigenstrom den Bedarf zu rund 40 Prozent decken. Insgesamt stehen im Land 15.000 Moscheedächer zur Verfügung. Der Plan ist Teil der marokkanischen Solarstrategie, sie sieht in den nächsten 6 Jahren einen Ausbau der installierten PV-Leistung im Land auf 2 Gigawatt vor.

Beim benachbarten Investorenprojekt Desertec sieht es dagegen so aus als verließen zur Zeit die deutschen Konzerne das Projekt. Nach Siemens, Bosch, M+W Zander und der HSH Nordbank gehen jetzt auch E.on und Bilfinger. Der Rückversicherer Munich Re will dagegen bleiben, man unterstütze die Idee der klimafreundlichen Stromgewinnung in den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens mit Anbindung an Europa weiter, außerdem sei schon viel wertvolles Know-how angesammelt worden. Die verbleibenden Gesellschafter werden bis Ende des Jahres entscheiden wie es weitergeht.

Als ein Grund für die bisherigen Projektverzögerungen wird der arabische Frühling mit seinen politischen Umwälzungen und ganz neuen Ansprechpartnern in den Ländern genannt. Die federführende Desertec Industrial Initiative (Dii) ist aber weiter optimistisch, denn den Abgängen steht das Interesse von zehn neuen Firmen aus Asien, arabischen Staaten und Europa gegenüber. Man sehe einen Trend von der ehemals etwas deutsch dominierten Gesellschafterstruktur zu einer wachsenden Internationalisierung. So stieg Ende 2013 der chinesische Stromnetzbetreiber State Grid Corporation of China (SGCC) als Gesellschafter bei der Planungsfirma ein. SGCC ist der größte Energieversorger der Welt.