G-7-Gipfel: Weiter auf Kosten des Rests der Welt
Die westlichen Industriestaaten drücken sich sowohl in Sachen Pandemie-Bekämpfung als auch Klimaschutz vor der Verantwortung
Es war nicht anders zu erwarten, aber sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben. Die Staats- und Regierungschef der G-7-Staaten, die sich am vergangenen Wochenende im britischen Cornwall trafen, haben mal wieder auf der ganzen Linie versagt.
Versagt zumindest, wenn man sie an den eigenen Ansprüchen misst, die Geschicke der Welt lenken zu wollen, oder wenn man die Größe ihrer Volkswirtschaften und die daraus resultierende Verantwortung zum Maßstab nimmt. (Der Gruppe der Sieben - G7 - gehören Japan, die USA, Kanada, Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien an.)
Was sie dem Rest der Welt an Klimaschutz anzubieten haben, bleibt trotz großer Worte äußerst dürftig, und ihr Beitrag zum Impfschutz der Menschheit gegen den Covid-19-Virus äußerst beschämend. Stattdessen wird der Ton gegen Russland und China immer aggressiver.
Ganz so, als würde man sich nicht einen Planeten teilen und als sollte man nicht in der sich entfaltenden multiplen Krise vor allem nach Gemeinsamkeiten suchen, um zusammen einen Weg aus der explosiven Melange aus Klimakrise, Pandemie und tief greifenden technologischen und wirtschaftlichen Umbrüchen zu finden.
Gerade einmal 870 Millionen Impfdosen und auch nur die Hälfte davon noch in diesem Jahr wollen die sieben Staaten bereitstellen, die zusammen fast ein Drittel der Wirtschaftsmacht des Planeten kontrollieren. Ein wenig mehr als 400 Millionen Dosen für fast acht Milliarden Menschen. Im nächsten Jahr soll es dann eine weitere Milliarde Impfdosen geben, heißt es im Abschluss-Kommuniqué. Doch kein Wort zum Streit über die Aufhebung der Patente auf die Impfstoffe, die vor allem von Deutschland blockiert wird.
Ähnlich beim Klimaschutz. Zwar wird die Verantwortung eingeräumt, den Planeten für künftige Generationen zu schützen. Auch wolle man versuchen durch einen Abbau der Emissionen die "globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken". Mit letztem ist vermutlich das Ziel der Pariser Klimaübereinkunft gemeint, die durchschnittliche globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.
Doch schon die schludrige Formulierung zeigt, dass es noch immer an jeder Ernsthaftigkeit fehlt. Nicht einmal ein Ausstieg aus der Kohlenutzung wird erwähnt. Außerdem ist von "den zwei Jahrzehnten bis 2030" die Rede. Die versprochenen Maßnahmen – Klimaneutralität bis 2050 und Halbierung der G-7-Treibhausgasemissionen (unklar bleibt, ob dies bis 2030 oder 2040 geschehen soll) – reichen keinesfalls aus, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.
Immerhin liegt die globale Mitteltemperatur bereits 1,1 bis 1,2 Grad Celsius über dem Ende des 19. Jahrhunderts erreichten Niveau, und die Weltmeteorologie-Organisation hatte kürzlich, wie berichtet, mitgeteilt, dass die 1,5 Grad Celsius schon bald erreicht werden könnten.
Nein, das Abschluss-Kommuniqué der Gruppe der Sieben, die für den aller größten Teil der historischen und einen erheblichen Teil der aktuellen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, ist die Ansage, dass man auch weiterhin keine Verantwortung übernehmen und unbeirrt auf Kosten des Rests der Welt leben will. Und um das militärisch abzusichern, trifft sich die Nato in Brüssel.