G7: Volkstümlicher Vormittag statt Demonstranten auf der B2
Merkel und Obama bei Weißwurst und Brezn sollten die Bilder dominieren
War die Demonstration in München eher gutbürgerlich und ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, kam es in Garmisch zu ersten Rangeleien. Das Polizeiaufgebot in der Festung Werdenfelser Land ist mit rund 24.000 Kräften offensichtlich noch deutlich größer, als bisher bekannt.
Nachdem es am Samstag bei der Demonstration mit etwa drei-bis viertausend Teilnehmern trotz massivem Polizei-Aufgebot zu ersten Rangeleien und dem Einsatz von Pfefferspray gekommen war, beruhigte sich die Lage - nicht zuletzt aufgrund eines abendlichen Sommergewitters. Am Sonntagvormittag wurde dann von einer kleinen Gruppe Demonstranten die B2 und damit die Zufahrt zu Schloss Elmau per Sitzblockade unterbrochen.
Von der Blockade durch 12 Personen und der anschließenden Räumung durch Polizeikräften sind bislang keine Bilder zu finden. Wurden in Garmisch-Partenkirchen am Samstag 6 Personen festgenommen, so wurden am Sonntag 5 Beteiligte der B2-Blockade verhaftet. Gegen Sonntagmittag sammelten sich etwa 150 Personen beim Camp an der Loisach, um den Inhaftierten einen Besuch abzustatten.
Kulisse "Volkstümlich und bürgernah"
Die Inszenierung des G7-Gipfels in Schloss Elmau ist ganz offensichtlich darum bemüht, die internationalen Medien mit idyllischen Aufnahmen aus der weiß-blauen Bergwelt zu fluten und mögliche Bilder von Demonstrationen in diesem Umfeld mit allen Mitteln zu vermeiden. Das Gelände um Schloss Elmau ist weiträumig abgesperrt. Dabei kommen offensichtlich neben Landespolizisten aus dem Freistaat auch solche aus anderen Bundesländern sowie Bundespolizisten wie auch Polizisten aus Österreich zum Einsatz.
Bedingt durch die Blockade der B2 am Sonntagmorgen wurden für den Transport der handverlesenen Journalisten, die ursprünglich mit Bussen zu ihren Außenposten in Sichtweite des Hotels gebracht werden sollten, Hubschrauber der Heeresflieger der Bundeswehr eingesetzt. Wo dieser Einsatz der Bundeswehr im Inneren, der sonst eher bei Naturkatastrophen üblich ist, letztlich verbucht wird, ist nicht bekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Einsatz als Übung bezeichnet wird und in der Aufstellung der inzwischen mit über 300 Millionen bezifferten Kosten des Gipfels gar nicht auftaucht.
Die Inszenierung zum Gipfel-Einstieg mit weiß-blauem Himmel sollte die Gipfelberichterstattung gleich zu Beginn mit Bildern versorgen, welche die Veranstaltung als volkstümlich und bürgernah zu präsentiert. Doch die Bürgernähe von Obama und Merkel bei Weißwurst und Brezn und die anschließenden Bilder vom Bad in der Menge waren reines Schauspiel.
Der Biergarten vor dem Rathaus in Krün war extra für diese Bilder eingerichtet worden wie die Buden zum Verkauf von Leberkässemmeln und werden unmittelbar nach dem Gipfel wieder abgebaut und alle Volksdarsteller waren zuvor sicherheitsüberprüft worden. Berücksichtigt man, dass es sich auch bei Schloss Elmau nicht um ein historisches Schloss, sondern um ein ab 1914 im Stil eines Schlosses errichtetes Luxushotel handelt, stellt sich dann doch die Frage, warum geht man mit einer solchen Gipfelschau nicht gleich in die Kulissen von Babelsberg oder den südbadischen Europapark.
In dem offensichtlich vom lange vorbereiteten Schloss-Elmau-Gipfel-Kommunikationskonzept geprägten Bestreben, möglichst keine Bilder entstehen zu lassen, die bürgerlichen Protest vor der Kulisse des Schlosshotels zeigt, hat der Bayerische VGH am Samstag auch die auf 50 Köpfe begrenzte Mini-Demonstration von Delegierten der Protestgruppen untersagt.
Ob sich die Demonstranten daran halten oder ob es Ausbruchsversuche Ortskundiger geben wird und welche Bilder diese in den nächsten 36 Stunden liefern können, bleibt abzuwarten. Bilder von Wild, das sich in den Maschendrahtzäunen der Sicherheitsringe verheddert haben könnte, würden hier sicher für beachtliche Resonanz sorgen.
Erste Meldung in dieser Richtung aus dem Vorfeld des Gipfels ließen sich nicht verifizieren. Wer am Sonntag morgen als Teilnehmer zu einem der Sternmärsche wollte, wurde offensichtlich schon weiträumig abgefangen. So waren in Klais keine Demonstranten zu sehen.