Goldene Zeiten für Schwätzer und Bullshitbingo

Propaganda in der FAZ gegen offenes WLAN erreicht neuen Tiefpunkt

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Übertreiben und Dämonisieren gehören zum politischen Geschäft. Scheinbar journalistische Beiträge, die in Wirklichkeit politische PR sind, werden auch in Zukunft die Gehirne der Leser vergiften. Aber, liebe FAZ, muss die Propaganda denn wirklich so plump sein, dass man fast schon Frank Schirrmacher exhumieren möchte?

Es ist nun schon eine Legislaturperiode her, als man in Berlin endlich erkannte, dass die realitätsferne Dämonisierung des Internets am Wirtschaftsstandort Deutschland schon genug Schaden angerichtet hat. In einer innovationsfeindlichen Verbotskultur wie in Deutschland wäre nie ein Google, Facebook oder Apple entstanden. Nachdem sich Ministerin Ursula von der Leyen bis zur absoluten Peinlichkeit als Kriegerin am "Tatort Internet" profiliert hatte, wurde das totalitäre Zensurprojekt Internetsperren verlegen eingestampft.

Nun hat ein begabter Verschwörungstheoretiker, den die FAZ als "Leiter der Forschungsstelle für Medienrecht an der Technischen Hochschule Köln" vorstellt, offenbar die Absicht, das Land in der Steinzeit des Quasi-Verbots von offenem WLAN zu halten. Der Beitrag des vorgeblichen Fachmanns disqualifiziert sich bereits in der Überschrift Goldene Zeiten für Hacker und Bombenbauer, aber eigentlich muss man bei jedem Satz in die Tischkante beißen:

"Terroristen bereiten ihre Taten meist im Netz vor", heißt es bereits in der Dachzeile. Da fragt man sich, was die Terroristen eigentlich so vor den 1990ern gemacht haben. Ob dem guten Mann mal jemand verraten hat, dass professionelle Terroristen seit den Zeiten der IRA von allem die Finger lassen, was ein Kabel hat? Hat der FAZ-Prophet ernsthaft den Eindruck, die Totalüberwachung in Frankreich oder in der Türkei hätte auch nur einen einzigen Terroranschlag verhindert? In Deutschland gibt es 20 Millionen illegale Waffen – ganz ohne Dark Net – nachzulesen sogar in der FAZ.

"Hacker" sind dann auch wohl am wenigsten auf freies WLAN angewiesen. Denn die hacken sich einfach in fremde WLANs rein. Etwa in solche von unsicheren WLAN-Routern, wie sie führende Anbieter wie Telekom, Vodafone und deren Mitbewerber ausgeben. Das müsste der FAZ-Gastautor Prof. Dr. Rolf Schwartmann eigentlich sehr genau wissen – denn er ist ausgerechnet Vorstandsvorsitzender der sogenannten Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e.V..

Damit nicht genug, hat der zerstreute Professor noch weitere Nebenbeschäftigungen: Er ist Vorstandsvorsitzender des Gesprächs und Arbeitskreises Geistiges Eigentum e.V. und Mitglied der von Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière geleiteten Plattform Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft. Mit anderen Worten: Der "Medienrechtsexperte" der FAZ hat eine politische Agenda, welche die Interessen der Verwerterindustrie bedient. Das Internet soll endlich unter Kontrolle.

Während sich diese Leute zu Zensursulas Zeiten nicht dafür zu schade waren, die im offenen Netz eher seltene Kinderpornographie als Vorwand für ihre Zensur- und Schnüffelinfrastruktur zu bemühen, soll nun die Terrorhysterie ausgenutzt werden, um Deutschland von offenem WLAN abzuhalten - erstaunlicherweise ein rein deutsches "Problem".