Griechenland erhält Geld am Kapitalmarkt
Mit dem Rettungspaket im Rücken, konnte Griechenland Anleihen von 1,6 Milliarden Euro absetzen und auch der Euro erholt sich
Der erste Test ist für Griechenland einigermaßen erfolgreich über die Bühne gegangen, doch er wurde erneut sehr teuer für das Land. Nach den Problemen, die es in den letzten Wochen hatte, um sich frisches Geld an den Kapitalmärkten zu beschaffen, konnte Griechenland statt der geplanten 1,2 Milliarden Euro am Dienstag sogar 1,56 Milliarden vor dem Hintergrund einsammeln, dass das Rettungspaket nun steht. Doch der Preis für das frische Geld ist extrem hoch und er wird die Finanzlage des Landes belasten. Die Laufzeit der Staatsanleihen liegt bei einem halben und bei einem Jahr. Dafür muss Griechenland Zinsen von 4,55%und 4,85% zahlen. Dass das ein sehr hoher Satz ist, zeigt sich schon daran, dass im Januar noch Zinssätze von 1,38% und 2,20% gezahlt werden mussten, obwohl das Land seit Dezember offiziell als Pleitekandidat gilt.
Etwas gesunken ist die Rendite auf zehnjährige griechische Staatsanleihen. Sie liegt nun bei 6,7% und war in der letzten Woche auf 7,5% gestiegen. Deutlicher fiel der Abschlag bei zweijährigen Anleihen auf, für die nun ein Zinssatz von knapp 6% verlangt wird. Die Zinsen dafür waren in der letzten Woche auf fast 8% explodiert. Auch der Euro profitiert erwartungsgemäß davon, dass das monatelange Hickhack um das Rettungspaket endlich ein Ende gefunden hat. Der Euro stieg schon am Montag zum Dollar von 1,34 auf 1,36 und hat sich gestern auf diesen Wert eingependelt.
Inzwischen schält sich heraus, dass der IWF zu den 30 Milliarden Euro, welche die EU-Länder an bilateralen Krediten gewähren, noch einmal 15 Milliarden Euro beisteuern wird. Somit bestätigen sich frühere Berichte, wonach sich der IWF mit einem Drittel an dem Paket beteiligen werde. Insgesamt stünden Griechenland damit 45 Milliarden Euro zur Verfügung, wenn es sie beantragt. Deutschland hätte nach dem Verteilungsschlüssel der EU einen Anteil von 8,4 Milliarden zu tragen.
Erstaunlich ist die Kritik, die allseits an der Hilfe geäußert wird. Die FDP meint, die Notkredite könnten die Krise der griechischen Staatsfinanzen nicht beenden und die SPD warnte vor einer Belastung der deutschen Steuerzahler. In ein ähnliches Horn stieß auch der Steuerzahlerbund. "Es ist nicht hinnehmbar, dass auf diese Weise die fahrlässige Wirtschafts- und Finanzpolitik Griechenlands auch noch belohnt wird", heißt es. Wo die Belohnung oder die Belastung der Steuerzahler liegt, wenn Deutschland durch den Zinsaufschlag von fast 2% durch die Kredite sogar noch einen Gewinn macht, sagen sie nicht. Denn dass sich die Finanzierungskosten für Deutschland um 2% fast verdoppeln, weil man 8,4 Milliarden Euro Griechenland leiht, kann der SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider nicht wirklich ernst meinen. Populistisch geht er sogar noch weiter und erklärte gegenüber dpa: "Ich sehe enorme Risiken für die deutsche Staatsfinanzierung."
Derlei fiel weder der FDP noch der SPD ein, als man mit deutlich mehr Geld zum Beispiel der Münchner Hypo Real Estate (HRE) vor der Pleite gerettet hat. Auch der Präsident des Münchener Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Hans-Werner Sinn, der Griechenland schon aus dem Euroraum werfen wollte, kritisiert die Hilfen. Bei den mit 5% "zinsverbilligten Krediten" aus Deutschland wisse man nicht, "ob sie jemals zurückgezahlt werden", sagte der Ökonom. Auch das galt nicht für die nun sogar verstaatlichte HRE. Dabei geht es bei der um deutlich mehr Geld und politisch und ökonomisch um viel weniger, als um die Stabilität des Euro und den Erhalt der Eurozone.