Herr F.... möchte nach ....loch gefahren werden
Es ist verdorben, es ist falsch und es ist vollkommen indiskutabel, darüber Witze zu machen. Lyft nimmt seine politische Korrektheit sehr ernst
Jetzt ist das mit dem pubertären Humor ab und an mal eine feine Sache. Sozusagen ein Ausflug in frühere Zeitalter, in denen Fäkalwitze sogar noch als geistreich galten. So wie Himbeerbowle mit Apfelsaftschorle. Aber natürlich sind wir darüber heute weg. Gut, vielleicht kommt es ab und an noch dazu.
Ich gebe hoch und heiligst zu, ich habe nur ein einziges Mal bei dieser Kaffeekette mit der Meeresjungfrau einen gewissen Jungshumor gezeigt. War nicht witzig, auf die Frage nach meinem Namen wegen des Kaffeebechers mit einem "Herr Fimose" zu antworten. Die kluge Servierkraft hinter dem Tresen hat ein "Herr F." daraus gemacht. So war mir ein bisschen der Wind aus den Segeln genommen, dabei hatte ich mich so auf das allgemeine Aufmerken gefreut, sollte man ein "Fimose kriegt eine Latte" hören. Aber nein. Witz tot, Kunde belehrt.
So ähnlich wollte wohl auch Lyft vorgehen, als es jetzt Kunden mit einem eher schwül lüftigen Profilnamen aufforderte, diesen bis Ende Dezember zu ändern. Man habe da Community Regeln, die es zu beachten gäbe, auch bei der Selbstbenamung.
Die Sache ist nur, und dabei wies dann zum Beispiel ein Herr Brendon Dick hin: die Angeschriebenen hießen nun einmal wirklich so. Zweideutigkeit in Ehren und Lyft sicher auch nichts Böses wollend. Aber wenn man nun einmal so heißt und angeben soll, wie man heißt, dann ist es ein wenig schwierig, politisch korrekt daher zu kommen.
Das Problem kennt Herr Ficker, der Ex-Bürgermeister aus meiner Heimatgemeinde auch. Als vor Jahren meine Hausarchitektin die Umbaupläne einreichen wollte, ließ sie mich wissen, dass sie nicht garantieren könne, bei der ersten Nennung seines Namens vor Ort ernst bleiben zu können. Ich versprach ihr, während des Treffens nicht halblaut "Schwanzus Longus" vor mich hin zu murmeln und sie somit komplett in ihrer Konzentration zu lassen. WIr haben das dann auch hingebracht.
So ähnlich geht man nun hoffentlich auch bei Lyft vor und lässt es locker angehen. Dann heißt eben jemand "Mr. Poon" oder "Mr. Dick", und wenn er es nicht tut, kann das dem Fahrer egal sein. Der ist ja mindestens über 18 und somit imstande, die Fakten des Erwachsenenlebens zu ertragen.
Political Correctness in Ehren, wenn sie dann nicht ein wenig in die falsche Richtung abdriftet und sich an Problemen festsetzt, die so keine sind. Selbst darüber zu schreiben, sollte man außer zwischen den Feiertagen aus Prioritätsgründen wirklich wichtiger Themen eigentlich lassen.
Übrigens hat eine Recherche ergeben, dass mehrere Angestellte bei Lyft selbst "Mr. Poon" und ähnlich heißen. Keine Ahnung, ob die sich inzwischen umbenannt haben. Und ich denke, dass Spitznamen einem Wandel unterlaufen. Wenn wir jetzt anfangen davon zu reden, dass jemand ständig seinen "Meier raushängen lässt", dann will nicht wissen, was in ein paar Jahren mit allen Meiern bei Lyft und deren Meierkunden zu passieren hat.