Hitze und Gewitter: Der Sommer vor dem Sommer
Noch vor Sommeranfang herrschen in Teilen der Nordhalbkugel hochsommerliche Bedingungen. Für die Landwirtschaft ist das eher eine Plage
Nicht nur Mitteleuropa, auch größere Teile Nordostasiens und Nordamerikas leiden unter einer Hitzewelle. Die Karte zeigt die Abweichung der für den heutigen Donnerstag erwarteten mittleren Lufttemperatur vom Mittel der Jahre 1979 bis 2000. Die Darstellung gibt einen Eindruck davon, wo derzeit die Zentren der Hitze sind. Unter der Grafik ist für einzelne Weltregionen die aktuelle Abweichung vom Referenzwert aufgeführt.
Aus den USA berichtet die Tageszeitung USA Today, dass eine vorläufige Auswertung des dortigen Wetterdienstes erwarten lässt, dass der Mai 2018 für die USA der wärmste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Der bisherige Rekordhalter war der Mai 1934, der in die Zeit der großen "Dustbowl" fiel, jener schweren Dürreperiode, die Heerscharen von Bauern ruinierte und für viele großes Elend mit sich brachte. (Beschrieben zum Beispiel von John Steinbeck in "Die Früchte des Zorns".)
Der Beitrag sagt nichts über die Niederschlagsverhältnisse im Mai aus, aber der "Drought Monitor" der Universität von Nebraska in Lincoln zeigt eine starke Dürre in Texas und den westlich und nördlich angrenzenden Bundesstaaten an. Auch im Norden des Mittleren Westens ist es zum Teil deutlich zu trocken, im Rest herrschen jedoch normale Bedingungen.
An der Getreidebörse in Chicago scheinen die Preise sich noch zu verhalten, aber die Plattform Agricultural.com berichtet von Sorgen, dass bei anhaltender Trockenheit die Ernte des Winterweizens leiden könnte. In Australien und in der Ukraine, beides weitere wichtige Anbauregionen für den Weltmarkt, sei ebenfalls mit Ernteeinbußen wegen Trockenheit zu rechnen.
Auch in Deutschland zu trocken
Auch hierzulande könnte der Mai eventuell einen neuen Rekord aufgestellt haben. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtete am gestrigen Mittwoch, dass der Mai 2018 ähnlich warm war wie der Mai 1889. Letzterer ist der bisherige Rekordhalter. In einigen Tagen wollen die amtlichen Wetterfrösche eine genauere Analyse vorlegen. Zuvor war der April bereits der wärmste April seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 gewesen.
Auch in Deutschland war es im Mai trotz schwerer Gewitter im Durchschnitt zu trocken. Statt durchschnittlich 71 Liter pro Quadratmeter und Monat fielen nur 50 Liter. Dabei gab es große regionale Unterschiede. Besonders der Norden und Osten war zum Teil erheblich zu trocken. In einigen Regionen gingen nur fünf Liter pro Quadratmeter und Monat nieder. In Bad Elster-Sohl im äußersten Südwesten Sachsens rauschten hingegen allein am 24. Mai im Rahmen eines Gewitters 151,8 Liter pro Quadratmeter vom Himmel.
Beide Extreme sind Gift für die Landwirtschaft. Während in den trockenen Regionen die Feldfrüchte in ihrer derzeitigen Wachstumsperiode leiden, haben schwere Hagelschauer in der Schweiz und in Frankreich Teile der Weinernte zerstört.
Aus Franken melden die Winzer derweil die früheste Weinblüte seit Menschengedenken, während übrigens der meteorologische Sommer trotz der hochsommerlichen Temperaturen erst am morgigen 1. Juni beginnt.
Und wer nachschauen will, ob in seinem Kreis in den nächsten Stunden mit Gewittern zu rechnen ist, kann hier beim DWD nachschauen. Wer schließlich noch wissen will, ob das Kratzen in Hals und Nase mit erhöhten Ozonwerten zu tun haben könnte, kann sich beim Umweltbundesamt auf den aktuellen Karten kundig machen.