"Hot Money" in China

China macht klar, dass Dollar/Yuan im neuen System keine "Einbahnstraße" ist

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie die Staatliche Chinesische Zeitung Peoples Daily berichtet, hat eine Untersuchung von spekulativen ausländischen Investitionen in diesem Jahr bisher 190 Investitionen an "Hot Money" im Volumen von 7,35 Mrd. USD vorgefunden. Wie Deng Xianhong, Vizedirektor der SAFE, der staatlichen Währungsbehörde, jedoch betonte, gebe es dennoch keine Anzeichen für "große Mengen an hereinströmenden Spekulationsgeldern", was durchaus der traditionellen Linie entspricht. Weil ausländische Spekulationsgelder von Kritikern nämlich gerne als unmittelbare Folge der Bindung des Yuan an den Dollar gesehen werden, spielt die Behörde dieses Thema sonst herunter und leugnet insbesondere gerne die preistreibenden Effekte dieser Gelder, die in der Hoffnung auf eine stete Aufwertung des Yuan und auf Preissteigerungen an den Innlandsmärkten hereinströmen.

Allerdings wies Xienhong darauf hin, dass die Gelder großteils im Immobilien- und Aktienmarkt landen würden, was durchaus unerwünscht sei. Da die Währungsbehörde, die aktuell Devisen im Gegenwert von 2,45 Billionen USD managt, spekulative Devisenströme untersagt und streng kontrolliert, komme das Geld eben getarnt als Handelsfinanzierung oder als langfristige Investition ins Land, was wohl nicht nur als Warnung vor spekulativen Übertreibungen zu werten sein wird, sondern auch das Währungsregime betrifft.

Schon zuvor hatte Xu Nuojin, Vizedirektor der chinesischen Nationalbank PBoC, gewarnt, dass die Erwartung eines stetig ansteigenden Yuan zusammen mit den aufgrund der heißen Konjunktur gegenüber den westlichen Industriestaaten deutlich höheren Leitzinsen zu höheren Zuflüssen an Auslandskapital führen würden. Angesichts der gewaltigen Reserven dürfte China aktuell zwar noch kaum viel Angst vor einem Währungskollaps haben, sollte das heiße Geld plötzlich abgezogen werden. Auch der nach wie vor enorm boomende Immobilienmarkt dürfte vor allem aus chinesischen Geldern gespeist worden sein. Allerdings hat der Aktienmarkt in diesem Jahr im Schnitt bereits rund 25 Prozent nachgegeben, was Analysten auch auf Gewinnmitnahmen ausländischer Spekulanten zurückführen.

Vermutlich sollen die offiziellen Äußerungen die Märkte aber auch davon überzeugen, dass die vor einem Monat erfolgte Lockerung der fixen Bindung des Yuan an den Dollar keine Einbahnstraße ist, und es daher fatal sein könne, in großem Stil Carry-trades mit dem Yuan als Zielwährung einzugehen, was das tägliche Fixing durch die PBoC erst am Freitag mit einem neuen Rekordtiefststand gegenüber dem Dollar von 6,7720 Yuan unterstrich. Gleichzeitig erreichte der Yuan am Freitag gegenüber dem Euro allerdings den höchsten Stand seit Mitte Mai, was der hier bereits geäußerten Vermutung eines Bretton Woods III entspricht, China würde neuerdings versuchen, nicht mehr Dollar/Yuan, sondern Dollar/Euro in seinem Sinn zu managen.