Impfangebote und Lockerungen: Sind Kinder für die SPD keine Menschen?
Bei Maybrit Ilner wird über die Impfkampagne fantasiert und der Bundesaußenminister hätte vielleicht lieber bei seinem Metier bleiben sollen. Mit Update
Was ist eigentlich beim ZDF los? Gab es da nicht einmal so etwas wie einen Aufklärungs- und Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?
Gestern Abend bei Maybrit Ilner. Irgendwie meint man, mal wieder reißerisch in die Talkrunde mit Virologen, Gesundheitspolitikern und Journalistinnen einführen zu müssen. „Die Impfkampagne stockt“, erfährt der überraschte Zuschauer da. Und: „Viele lassen ihren zweiten Impftermin verfallen.“ Belege? Fehlanzeige. Schauen wir auf das von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung und dem Robert-Koch-Institut betriebenen „Impf-Dashboard“. Am 7. Juli sind in Deutschland 961.083 Impfdosen gespritzt worden. Hört sich nicht nach einem Stocken an, oder?
Erwartbarer statistischer Effekt
In der vergangenen Woche wurden knapp fünf Millionen Dosen verspritzt. Das ist gegenüber dem bisherigen Höhepunkt der Impfkampagne vier Wochen zuvor ein Rückgang um eine Million Dosen, doch dies ist die Folge eines statistischen Effekts. Da es von Ende März bis Anfang eine große Welle von Erstimpfungen gegeben hatte, gab es rund sechs Wochen später eine ähnliche Welle bei den Zweitimpfungen, insbesondere weil nun klar war, dass man für die Zweitimpfung auch den zwischenzeitlich reichlich vorhandenen Biontech-Impfstoff nehmen kann.
Diese Welle ist nun abgeklungen und entsprechend geht auch die Gesamtzahl der Impfungen etwas zurück. Zugleich ist aber die Zahl der Erstimpfungen nach der ersten großen Welle seit vielen Wochen weitgehend konstant, sogar mit leicht zunehmender Tendenz. Es ist also keinerlei Beleg für das unterstellte Stocken der Impfkampagne in Sicht.
Was in aller Welt soll man also von den haltlosen Behauptungen des ZDF halten? Billiges Geplapper? Soll die Impfkampagne vielleicht kleingeredet werden? Ist man auf der Suche nach Sündenböcken, wenn die vorgesehenen und von manchem lauthals geforderten Lockerungen dann demnächst das erwartbare Ergebnis bringen?
Der R-Wert, der die Ausbreitung des Virus bestimmt, steigt seit Mitte Juni wieder an und war Anfang der Woche bereits bei 1,09. Der Anteil der Delta-Variante lag – rasch zunehmend – letzte Woche bereits bei nicht ganz 60 Prozent aller Neuinfektionen. Die Zahl der Neuinfektionen betrug am Mittwoch schließlich knapp 1.000, der höchste Wert seit 14 Tagen. Oder mit anderen Worten: Die nächste Welle klopft bereits an die Tür, aber in Nordrhein-Westfalen fallen unter Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am heutigen Freitag diverse Beschränkungen.
Impfangebot bis Mitte August? - Nicht für Kinder
Und dann war da noch der sozialdemokratische Bundesaußenminister Heiko Maas, der ebenfalls in dem reißerischen Talkshow-Intro zu Wort kommt: „Wenn alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben, gibt es rechtlich und politisch keine Rechtfertigung mehr für irgendeine Einschränkung.“ Mitte August soll es so weit sein.
Fällt jemandem etwas auf? Den ZDF-Journalisten jedenfalls nicht. Maas spricht den Kindern und Jugendlichen, die zurzeit nicht geimpft werden, mal eben ihr Menschsein ab. Entsprechend muss man sich dann ja auch nicht weiter drum kümmern, was für den Nachwuchs eine Durchseuchung ohne Impfung bedeuten wird.
Da kann man eigentlich nur noch sagen: Sofort das Wahlalter absenken. Mindestens auf 14.
“Secondly, even though the majority of cases are now in younger people, who are much less likely to become acutely ill, the health impacts can still be significant. Many young people are suffering from long Covid, which of course experts still do not full understand. So, it would be wrong and irresponsible, because our young people are not guinea pigs, to have no concern at all for young people infected with this virus.”