In Asse wurde mehr Plutonium eingelagert, als bislang bekannt war
Das ehemalige "Versuchsendlager" Asse II ist immer gut für neue Überraschungen.
Seit letztem Jahr, als in dem maroden Salzbergwerk entdeckt wurde, dass viele der 100.000 dort eingelagerten Fässer, die auch Kernbrennstoffe und sogar Plutonium enthielten, durchgerostet sind, was zur Bildung von radioaktiver Lauge führt, reißt der Strom der Fahr- und Nachlässigkeiten nicht ab.
Entdeckt wurde in dem einsturzbedrohten und absaufenden Lager, dass dort auch Giftmüll entsorgt wurde. Die Probleme sind in der Zeit entstanden, als das "Versuchsendlager" vom Helmholtz-Zentrum betrieben wurde. Seit 1. Januar ist das Bundesamt für Strahlenschutz zuständig. Die Sanierung wird auf 2-4 Milliarden Euro veranschlagt. Nach dem Beschluss der Regierung wird die Zeche der Steuerzahler begleichen, die Stromkonzerne, die Müll aus ihren AKWs dort entsorgt haben, sollen verschont bleiben, nach dem Willen von CDU/CSU und FDP aber noch dazu finanziell reichhaltig durch das Weiterlaufen der alten AKWs belohnt werden.
Gerade wurde vom Bundesumweltministerium bekannt gegeben, dass der ehemalige Betreiber mehr Plutonium als bislang gedacht in Asse II eingelagert hat. Während man bislang von neun Kilogramm ausging, sollen es in Wirklichkeit 28 kg sein. Grund soll ein Übertragungsfehler zwischen einer Abteilung des Forschungszentrums Karlsruhe und der damals zuständigen Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF), heute Helmholtz Zentrum, sein. Für Bundesumweltminister Gabriel (SPD) ist das ein willkommener Anlass, gegen die CDU-Atomkraftbefürworter auszuholen:
"Es ist unglaublich, dass man sich bei einem so gefährlichen Stoff wie Plutonium einfach in der Mengenangabe irrt. Diese Korrektur zeigt einmal mehr, dass man sich nicht auf die Angaben zum Inventar in der Asse verlassen kann. Umso wichtiger ist es, dass das Bundesamt für Strahlenschutz als neue Betreiber das gesamte Inventar neu bewertet. Denn das ist natürlich von großer Bedeutung für das Stilllegungskonzept. Ich hoffe sehr, dass gerade die CDU-Politiker in der Region, die mir in Bezug auf die Asse gelegentlich 'unnötige Panikmache' vorwerfen, begreifen, dass das hier kein Spaß ist."
Der niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz, Hans-Heinrich Sander, hatte am Freitag noch erklärt, dass es bislang keine Ergebnisse gebe, die gegen Gorleben als Endlager sprechen. Gorleben hatte auch gerade wieder für Aufsehen gesorgt, nachdem bekannt wurde, dass sich die Regierung Kohl gegen wissenschaftliche Bedenken und mit dem Umschreiben eines Berichts für Gorleben als einzigem zu untersuchenden Standort für hochradioaktiven Atommüll entschieden hatte.
Gabriel, der Gorleben schon für tot erklärte, wird aufgefordert, unverzüglich eine "ergebnisoffene Schlusserkundung" einzuleiten. Die Erkundung eines weiteren Standorts in Niedersachsen komme nicht in Frage. Es ist die Verantwortung unserer Generation, die Endlagerung radioaktiver Abfälle zu klären. Man müsse aber das Endlagerproblem lösen: "Dieser Verantwortung stellt sich Niedersachsen in hohem Maße mit dem Endlager Konrad in Salzgitter für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie dem Erkundungsverfahren für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in Gorleben. Auch dass das marode bundeseigene Lager Asse II in Niedersachsen liegt, mutet den Menschen hier viel zu."