In Belgien wird im Winter der Strom abgeschaltet
... oder das Konditionalsatz-Dilemma
Nachdem in Belgien die Kernkraftwerke Doel 3 und Tihange 2 möglicherweise dauerhaft abgeschaltet bleiben, weil die Schäden an den Reaktoren größer sind, als erwartet, geistert durch Belgien die Angst, dass es im Winter zu Stromabschaltungen kommt.
Der Kraftwerksbetreiber Electrabel hält sich hinsichtlich des Zustandes der beiden Kraftwerke bislang bedeckt - und so wächst die Befürchtung, dass der Strom im kommenden Winter knapp werden könnte. Während die deutsche Öffentlichkeit das Thema Blackout an einem kalten Wintertag bislang noch kaum zur Kenntnis nimmt, zeigt sich die Bevölkerung in Belgien, wo in der Vergangenheit die Straßenbeleuchtung teilweise rund um die Uhr eingeschaltet war, von der aktuellen Diskussion einer Stromknappheit stärker beeindruckt.
Die Stromabschaltungen sollen zwischen 17:00 und 20:00 Uhr erfolgen, melden Ostbelgien direkt und das Grenzecho - zwei Onlinemedien aus dem deutschsprachigen Teil des Landes. Während manch einer die diskutierte Dunkelpause eher von der lockeren Seite sieht, reagieren andere eher verängstigt. Und so erzählt man sich auf der belgischen Seite der Eifel, dass der Versorger Electrabel angekündigt habe, man werde im Winter in sechs von neun ostbelgischen Gemeinden regelmäßig für drei Stunden abends den Strom abschalten. Diese Abschaltungen würden in erster Linie in den Eifeler Gemeinden erfolgen, in welchen der Stromverbrauch eher niedrig ist. Als Grund für die Stromabschaltungen wird die erwähnte KKW-Abschaltung angeführt.
Wenn man etwas genauer hinschaut, wird der Strom in Ostbelgien im kommenden Winter mitnichten jeden Abend abgeschaltet. In Wirklichkeit haben die belgischen Gebietskörperschaften einen Notfallplan entwickelt, der dann zum Einsatz kommen soll, wenn es zu einer Stromknappheit kommen sollte. Wenn dies der Fall sein sollte, dann soll der Strom in einem rollierenden System zeitweise abgeschaltet werden.
Mit diesen kontrollierten Abschaltungen soll ein Netzzusammenbruch verhindert werden und die Planung gibt es zudem nicht nur für Ostbelgien, sondern für das ganze Königreich. Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem nationalen Krisenzentrum erstellt, das dem Innenministerium unterstellt ist. Dass die deutschsprachige Bevölkerung diesen Krisenplanungen der belgischen Behörden nicht so recht über den Weg traut, wundert wiederum nur wenig, wenn man die deutsche Website des Krisenzentrums näher betrachtet.
In der ganzen Verwirrung hat man offensichtlich übersehen, dass ein Notfallplan nur dann zum Einsatz kommt, wenn der Notfall (also die Vorbedingung) eintritt. Konditionalsätze sind , so scheint es, nicht so leicht zu verstehen, wie sich aktuell auch in anderem Zusammenhang gezeigt hat.