In Spanien entsteht ein neuer europäischer Bankenriese
Die katalanische "CaixaBank" und die "Banca-Cívica" fusionieren zu einem Bankriesen
Eine zweite Fusionswelle bei Banken rollt über Spanien hinweg. Am Montag hatte die Börsenaufsicht in Madrid den Handel mit Aktien der CaixaBank und der Banca Cívica ausgesetzt, weil die beiden Institute über eine Fusion verhandelt haben. Die faktische Übernahme der Banca Cívica durch die CaixaBank wurde am Montagabend von den Verwaltungsräten beider Banken bestätigt. Nun müssen noch die Aktionärsversammlungen zustimmen, damit die größte spanische Bank entsteht, die künftig ein Guthaben von 342 Milliarden Euro verwalten soll. Nach dem Vermögenswert stünde sie noch vor der großen Santander und der Großbank BBVA. Da in Europa bisher Santander als zweitgrößtes Institut hinter der britischen HSBC gehandelt wurde, würde nun die neue spanische Bank diese Position einnehmen und wäre deutlich größer als die Schweizer UBS oder die Deutsche Bank.
Hinter der CaixaBank steht vor allem die katalanische Sparkasse "La Caixa", was auf katalanisch Sparkasse bedeutet. Die Banca-Cívica dagegen ist ein Ergebnis der ersten Fusionswelle in Spanien. Nachdem die Immobilienblase geplatzt war, wurden zunächst die angeschlagenen Cajas (Sparkassen) mit Milliardenhilfen vom Staat zu Banken fusioniert. In der Banca-Cívica haben sich Sparkassen aus Nord- und Südspanien zusammengeschlossen. Um nun mit der CaixaBank fusionieren zu können, mussten sich Caja Navarra, CajaSol, Caja Canarias und Caja Burgos zunächst auf das Projekt einigen.
Diese neuen "Fusionen" zu riesigen Instituten haben vor allem zum Ziel, die angeschlagenen Sparkassenverbände zu stärken und den Markt zu bereinigen. Das Problem der Finanzkrise, dass Institute zu "too big to fail" sind, wird also nicht abgebaut, sondern immer weiter vergrößert. Aber das Problem der Fusionen war zudem, dass aus einem Zusammenschluss von angeschlagenen Sparkassen trotz Milliarden aus der Staatskasse keine stabile Bank entsteht. Deshalb versucht die Regierung sie nun in die Arme potenterer Partner zu treiben. Erst letzte Woche hatte die bisher zweitgrößte spanische BBVA das mit Steuergeldern gerettete Institut "Unnim" übernommen.
Die CaixaBank verfügt über die höchste Eigenkapitalquote der spanischen Banken. Es wird deshalb erwartet, dass sie die Übernahme des kleineren Wettbewerbers ganz gut verkraften kann, die per Aktientausch ablaufen soll. Die Katalanen wollen acht eigene Aktien gegen fünf der Banca-Cívica tauschen, womit die Übernahme mit knapp einer Milliarde beziffert wird. Sparkassen in Spanien wurde der Weg, zu Banken zu fusionieren, nicht nur über staatliche Finanzspritzen schmackhaft gemacht. Dazu kam, dass Banken geringere Eigenkapitalquoten erfüllen müssen als Sparkassen. Mit dem Vorgang sollte die Privatisierung vorangetrieben werden, doch privates Kapital fließt wegen der steigenden Risiken kaum zu. Nun zwingt die Regierung die Institute aber dazu, die Immobilienrisiken, die noch in ihren Bilanzen versteckt sind, besser abzusichern. In den Büchern der Banken und Sparkassen verbergen nach Schätzungen mindestens 160 Milliarden Euro an zweifelhaften Krediten aus Immobiliengeschäften, für die sie nun hohe Rückstellungen vornehmen müssen. Gleichzeitig sollen damit hunderttausende Wohnungen auf den Markt kommen. Diese neuen Anforderungen konnte die Banca-Cívica nicht meistern.
Dass die Quote zweifelhafter Kredite gerade auf einen neuen Rekordwert von fast acht Prozent gestiegen ist, weist darauf hin, dass die Löcher bei den Banken immer größer werden. Ihr Kapitalbedarf wird zudem wegen neuer Eigenkapitalanforderungen aus Europa verstärkt. Denn Ende Juni müssen die Banken eine Kernkapitalquote von neun Prozent aufweisen. Die zweite Fusionswelle wird erneut mit Steuermilliarden geschmiert, weil dafür wieder der Bankenrettungsfonds (Frob) angezapft werden kann, um die Kapitaldecke zu stärken. Obwohl Spanien an allen Ecken und Enden spart, sogar schon an Bildung und Gesundheit, sind seit 2008 etwa 110 Milliarden Euro in die Rettung von Banken und Sparkassen geflossen.