Japan: Das Gespenst der Deflation geht mal wieder um

Im Land der aufgehenden Sonne brechen die Exporte ein. Der IWF geht von Stagnation aus und warnt vor Deflation. Oppositionspolitikerin fordert Umkehr

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Japans Wirtschaft gerät ins Stottern. Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters ergab, dass die Stimmung im herstellenden Gewerbe so schlecht wie zuletzt vor drei Jahren ist. Ein Teil des Problems stellt offensichtlich die Stärke des japanischen Yens dar, die die Exporte verteuert und damit erschwert. Im Juli waren sie im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14 Prozent zurückgegangen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sprach bereits Anfang August von einem lahmenden Wachstum und Gefahren deflationärer Tendenzen. Für das laufende Jahr rechnet er mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,3 Prozent und für das kommende Jahr sogar nur mit 0,1 Prozent.

Mit Deflation, das heißt Preisverfall, hat Japans Wirtschaft bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert immer wieder zu kämpfen. Dieser bedeutet zwar für die Konsumenten günstigere Preise, doch zugleich führt er dazu, dass Kaufentscheidungen in der Hoffnung auf noch niedrigere Preise aufgeschoben werden. Da außerdem die Kalkulation des zu erwartenden Verkaufspreises und damit der Marge für Händler und Hersteller schwieriger wird, führt Deflation gewöhnlich zu nachlassender wirtschaftlicher Aktivität.

Die einflussreiche Oppositionspolitikern Renho Murata, die gute Aussichten hat, im nächsten Wahlkampf die Demokratische Partei anzuführen, hält die Wirtschaftspolitik der regierenden Konservativen für gescheitert. Die vergangenen drei Jahre hätten klar gemacht, dass die Bereicherung der Exportindustrie durch einen schwachen Yen und die Wirtschaftsstimulierung durch öffentliche Aufträge an ihre Grenzen stoße. Statt der Konzerne sollten eher die Menschen im Mittelpunkt stehen und zum Beispiel die Kindererziehung erleichtert werden.

Renho, die einen taiwanesischen Vater hat und gewöhnlich ihren amtlichen Familiennamen nicht benutzt, hat gute Chancen, Mitte September zur Vorsitzenden ihrer Partei gewählt zu werden. Für die von Männern dominierte japanische Politik wäre das fast ein Novum. Renho kritisiert den regierenden rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe einerseits dafür, am Jahrestag der japanische Kapitulation keine Worte des Bedauerns und der Entschuldigung für die japanischen Kriegsverbrechen gefunden zu haben. Andererseits tritt sie aber auch für eine aggressivere Politik gegenüber China und insbesondere für die Anerkennung Taiwans ein.