Japan: Rechte Geschichtspolitik
Tokio fühlt sich von einer Statue brüskiert, die an die koreanischen Sexsklavinnen der kaiserlichen Armee erinnern soll
Japans konservative Regierungsparteien haben nach wie vor enorme Probleme, die historischen Verbrechen des Landes während seiner Kolonialzeit und insbesondere während des Zweiten Weltkrieges zu bedauern und sich bei seinen Nachbarn in angemessener Weise zu entschuldigen. Im Streit darüber hat Tokio nun seinen Botschafter aus Südkorea vorübergehend abgezogen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Stein des Anstoßes ist eine unscheinbare Statue, die vor dem japanischen Konsulat in der südkoreanischen Hafenstadt Busan errichtet wurde. Die Bronze eines Mädchens in Lebensgröße soll an die unzähligen Frauen erinnern, die ab 1931 von japanischen Truppen in den Kolonien und besetzten Gebieten (Korea, China, Philippinen, Thailand, Malaysia, Indonesien, Burma und Indochina) zu Sexsklavinnen gemacht wurden. Die japanischen Regierungen haben sich bisher geweigert, diese Verbrechen im vollen Umfang anzuerkennen und den Überlebenden Entschädigung zu zahlen.
Ein 2015 zwischen den Regierungen in Seoul und Tokio abgeschlossener Vertrag sollte das Kapitel eigentlich beilegen, dieser wird aber von der Bevölkerung in Südkorea mehrheitlich abgelehnt. Aus Korea, das von 1910 bis 1945 japanische Kolonie war, waren nach Schätzungen dortiger Aktivisten 200.000 Frauen betroffen. Zumindest ein Teil der Überlebenden hat es abgelehnt, Geld von einer Stiftung anzunehmen, die aufgrund des Vertrages eingerichtet worden war. Die japanische Regierung hatte diese mit umgerechnet knapp neun Millionen Euro – gut 45 Euro pro Opfer – ausgestattet.
Unterdessen gehen in Südkorea die Massendemonstrationen gegen die inzwischen vorübergehend amtsenthobene Präsidentin Park Geun-hye weiter. Am 31.12. nahm erneut eine Million Menschen an Demonstrationen teil, auf denen Parks Rücktritt gefordert wurde.
Derzeit muss die konservative Politikerin und Tochter eines langjährigen Diktators ihre Amtsgeschäfte ruhen lassen bis das Verfassungsgericht des Landes über ein Amtsenthebungsverfahren entschieden hat. Aufgrund des großen öffentlichen Drucks hat sich inzwischen die konservative Regierungspartei gespalten, während sich um Park vor allem rechtsradikale und mit den einstigen Militärdiktaturen verbundene Kräfte sammeln.