Kalifornien: Schwule gegen Mormonen

Nach dem Erfolg der Volksabstimmung gegen die Homo-Ehe wenden sich Homosexuellenverbände gegen die Finanziers

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Die kalifornische Bürgerinitiative "Mormons Stole Our Rights" will mit einer Petition erreichen, dass der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" die Steuerbefreiung aberkannt wird, die religiöse Gemeinschaften in den USA genießen. Die Gruppe wirft den Mormonen vor, dass die Kirche einer der Hauptfinanziers der Kampagne zum Verbot der Schwulenehe war, das am Dienstag via Volksabstimmung angenommen wurde.

Zur Wiederherstellung der alten Rechtslage wollen die Homosexuellenaktivisten eine neue Volksabstimmung abhalten, sehen aber so lange keine Chance auf eine Mehrheit, wie finanzkräftige religiöse Gruppen Werbung finanzieren können, die nach ihrer Ansicht Falschinformationen über die Auswirkungen der Schwulenehe auf Redefreiheit, Lehrpläne und Kindererziehung verbreitet.

Aufgrund ihres sehr intensiven Engagements für das Verbot der Homo-Ehe, so die Argumentation von Bürgerinitiative, habe die Kirche möglicherweise gegen Section 501(c)(3) der US-Steuergesetze verstoßen, weshalb ihre Befreiung erloschen sei. Tatsächlich spricht eine offizielle Anleitung zu dieser Vorschrift davon, dass einer Organisation eine Steuerbefreiung nicht zusteht, "wenn ein substanzieller Teil ihrer Aktivitäten darauf abzielt, die Gesetzgebung zu beeinflussen". Ziel der Petition ist, dass diese Regelung entweder auf die Mormonenkirche angewendet oder dass sie entsprechend ergänzt wird.

Die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" hat in den USA knapp 6 Millionen Mitglieder, die jeweils ein Zehntel ihres Einkommens an die Organisation abführen. 1890 musste sie ihre Ehelehren ändern, um sie mit der Rechtsordnung der Vereinigten Staaten in Übereinstimmung zu bringen. Brigham Young, der die Glaubensgemeinschaft nach Utah geführt hatte, wo sie heute die Bevölkerungsmehrheit stellt, war dagegen angeblich der Auffassung, dass die Ehe ein zivilrechtlicher Vertrag sei, in dessen Ausgestaltung sich Regierungen nicht einmischen könnten.