Keine Panik bei Strompreisen, Netz- und Speicherausbau
Laut VDE-Studie sind bis 40% EE-Anteil im Strommix erstmal gar keine Speicher nötig, Stromgestehungskosten selbst bei 80% EE-Anteil nur bei plus 10 Prozent
Die bewusste Verwechslung von Stromgestehungskosten und Strompreisen wird zur Zeit u.a. von Rainer Brüderle eingesetzt, um ein Moratorium des EE-Ausbaus zu fordern. Der VDE hat einmal von fachlicher Seite nachgerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass selbst bei einem Ökostromanteil von 80% am Strommix die Stromgestehungskosten lediglich um 10% gegenüber 2010 steigen würden. Dass die Strompreise nichtsdestotrotz Jahr für Jahr um durchschnittlich 6,75% erhöht werden, liegt dagegen am Geschäftsmodell des deutschen Strommarktes.
In seiner Studie "Energiespeicher für die Energiewende" hat der VDE untersucht, wie eine stabile Stromversorgung bei Erreichen der bisherigen Ausbauziele gewährleistet werden kann. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Flexibilisierung des Kraftwerksparks einschließlich regelbarer EE-Anlagen vorrangig ist. Mehr Speicherbedarf werde dagegen erst ab einem Ökostromanteil von 40 Prozent bedeutsam. Die Zeit bis dahin, also etwa bis 2020-2025, sollte für die Forschung und Entwicklung unterschiedlicher Speichersysteme genutzt werden.
Und zwar sowohl von Kurzzeitspeichern mit hohem Zykluswirkungsgrad (≥ 75%), aber geringem Speichervolumen, wie z.B. Pumpspeicherkraftwerken, Druckluftspeichern, Batterien und sogenanntem "Demand Side Management" (=Steuerung der Stromnachfrage bei den Abnehmern). Als auch von Langzeitspeichern mit bislang geringem Zykluswirkungsgrad (≤ 40%), aber großem Speichervolumen, z.B. der chemischen Speicherung als Wasserstoff oder Methan (Power-to-Gas).
Ende 2011 lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei 21 Prozent der Bruttostromerzeugung, bis 2050 soll er mindestens 80% betragen. Laut VDE können die durch den EE-Ausbau bis 40% hervorgerufenen Schwankungen kurz- und mittelfristig größtenteils von flexiblen thermischen Kraftwerken einschließlich Biomassenanlagen abgefangen werden. Auch auf den erforderlichen Übertragungsnetzausbau habe der Einsatz von Speichern kaum Auswirkungen.
Die Speicher dienten in näherer Zukunft erst einmal der Einsatzoptimierung der thermischen Kraftwerke und weniger der Speicherung von EE-Strom. Der Einsatz des bestehenden thermischen Kraftwerksparks und eine geringfügige Abregelung der Einspeisung erneuerbarer Energien um < 0,4 Prozent reichen laut VDE dann für die Gewährleistung der Netzstabilität aus.
Langfristig werde aber eine Kombination aus Kurz- und Langzeitspeicherung und die flexible Abregelung von EE-Anlagen erforderlich. Bei einem Ökostromanteil von 80 Prozent würden dann in einem "volkswirtschaftlich günstigen Stromsystem" zusätzlich 14 GW an Kurzzeitspeichern und 18 GW an Langzeitspeichern benötigt. Statt einer darüberhinas gehenden teuren Speicherauslegung auf sehr große Leistungswerte empfiehlt der VDE dann ein Abregeln der seltenen, aber großen Leistungsspitzen der erneuerbaren Energien.
Bei 80% EE-Abteil werde dann eine Emissionsreduktion von minus 85 Prozent im Vergleich zu 1990 erreicht - bei Stromgestehungskosten, die gegenüber 2010 um 10 Prozent höher liegen. Die Hürde zur Vollversorgung wird nach der VDE-Berechnung dann aber teuer, denn die letzten 20% machten eine Verdreifachung des Speicherparks an Kurz- und Langzeitspeichern notwendig und die Stromgestehungskosten würden nochmal um ca. 19 Prozent steigen.