Keine Überraschung für die Geld-Junkies
Die EZB will die Geldmärkte erwartungsgemäß umfassend und lange fluten
Die Geld-Junkies haben mächtig nach neuen Geldspritzen gerufen und die Europäische Zentralbank (EZB) hat erwartungsgemäß angesichts der schwieriger werdenden Lage in Italien auch geliefert. Und das sorgte an den Börsen entsprechend wie in den letzten Tagen letztlich weiter für die entsprechende Euphorie.
"Wir bleiben noch lange auf den Märkten präsent", machte der EZB-Chef Mario Draghi klar, dass die Notenpresse weiter laufen wird. Ohnehin schon um ein halbes Jahr verlängert, sollten die umstrittenen Anleihekäufe demnächst auslaufen. Nun ist klar, dass sie mindestens bis Dezember 2017 weitergeführt werden. Mit weiter günstigen Finanzierungskonditionen sollen Investitionen gefördert und die Wirtschaft angekurbelt werden, sagte Draghi, was allerdings keine Aufgabe der EZB ist.
Um nicht so zu tun, als würden die Geldschleusen nun unbegrenzt geöffnet, wird nur das Volumen der monatlichen Ankäufe (zunächst) auf 60 Milliarden Euro pro Monat verringert. Das ist das Niveau, mit dem die EZB einst gestartet war. Mittlerweile wurde es auf 80 Milliarden pro Monat ausgeweitet. Dass der Umfang pro Monat erst einmal verringert wird, hatte die Junkies an den Geldmärken zwischenzeitlich sogar irritiert, weshalb die Kurse zeitweise sogar ins Minus drehten.
Doch der Leitindex Dax setzte schließlich wieder zur Rally an und schloss auf einem neuen Jahreshoch. Klar ist, dass insgesamt neue 540 Milliarden Euro auf die Geldmärkte gespült werden. Das Gesamtprogramm schwillt nun sogar auf insgesamt auf 2,28 Billionen Euro an.
Doch dabei muss es nicht bleiben, denn die Notenbank kündigte auch noch an, dass man die Ankäufe ab April wieder ausweiten könnte, wenn sich die Inflation nicht so entwickelt, wie es die EZB erwartet. Das musste kommen, um nicht zu deutlich zu machen, dass die Notenbank eigentlich längst eine Politik macht, die weit über die ihr zugewiesene Aufgabe hinausgeht. Sie ist nur dafür da, für Geldwertstabilität zu sorgen, die es bei einer Teuerung von 2% geben soll.
Die Inflation ist zuletzt zwar wieder etwas gestiegen und wurde im November auf 0,6% imEuroraum geschätzt. Doch die Entwicklung ist zunehmend disparat, denn einige Länder, darunter auch das große Italien, stecken weiter in der Deflation.
Und weiter werden die Ankäufe immer abenteuerlicher, denn nun werden auch Bonds gekauft, die nur eine Laufzeit von einem Jahr haben, sagte Draghi nach der Ratssitzung in Frankfurt. Die aufkaufbaren Anleihen werden ausgeweitet, denn bisher wurden nur Papiere mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren angekauft.
Künftig seien auch Käufe von Anleihen mit Renditen unter dem Einlagenzins von aktuell minus 0,4 Prozent erlaubt, fügte Draghi an. Wegen der Null- und Negativzinspolitik der EZB waren zum Beispiel die Renditen vieler Bundesanleihen so stark gesunken, dass sie die Notenbank nicht mehr kaufen konnte.
Einen gewünschten Effekt hatten die Beschlüsse sofort. Der Euro ging weiter in die Knie. Die EZB prügelt mit ihrer Geldpolitik seit langem den Euro gezielt herunter, um für Exportförderung zu sorgen. Denn ein schwacher Euro macht Waren und Dienstleistungen aus dem Euroraum auf dem Weltmarkt billiger, also erneut Wirtschaftsförderung.
Nach den geldpolitischen Beschlüssen näherte sich der Euro weiter der Parität zum Dollar an. Am Nachmittag wurde der Euro bei 1,06 US-Dollar gehandelt, über einen Cent weniger als am Morgen.