Klappe, Alexa!
Die einen drehen gerade wegen der neuen Datenschutzgrundverordnung durch, die anderen übertragen einfach alles and jeden und verhaften andere. Einfach so
Da hat die Person eigentich noch Glück gehabt. Alexa, der smarte Amazon-Lautsprecher, der hinhört, schneidet eine Unterhaltung in einem Wohnzimmer mit und sendet diese dann einfach so an eine wahrscheinlich willkürlich ausgesuchte Person in der Kontaktliste. Na, da hätte ja weiß Gott was passieren können. So aber war die andere Person in Portland vermutlich etwas irritiert, als sie morgens ihre Inbox aufrief und die Nachbarin ausdauernd über Lokalpolitik und Brokoli schwadronieren hören konnte.
Im übrigen gehen wir von einem technischen Fehler aus, den Alexa zu diesem Bruch der Privatsphäre veranlasst hat. Da sollten wir aber nicht so sicher sein. Vielleicht hat auch ein Smartspeaker seinen Stolz und das ewige Gelalle über den Bürgermeister und die beste Art, Gemüse zu blanchieren, nicht mehr ausgehalten, hat dann mit einem digitalen Stoßseufzer und ein wenig Häme diese ewige Suada einfach in die Welt hinaus übertragen und gehofft, dass dann irgendwann jemand an die Türe klopft und mit einem "Anita, jetzt ist aber genug mit Brokoli und Hans Meier" dem akkustischen Spuk ein Ende setzt.
Oder Bezos und seine Gehilfen spinnen am weltweiten Überwachungsnetz mit.
Vermutlich nicht, um noch mehr Alexas in die heimischen Wohnzimmer zu verkaufen. Irgendwie sind smarte Speaker ja auch schon sowas von gestern. Smarte Kühlschränke wären was. Die würden zumindest nur auf Record schalten, wenn man zum Sprechen vorher die Kühlschranktüre aufmacht. Und wir wissen alle, wie aufgelegt wir vor allem nachts im Bierhunger für ein ausladendes Gespräch über Brokoli wären.
Und dann gibt es auf der anderen Seite diese Datenschutzgrundverordnung die gerade vergangene Woche weltweit für Karneval gesorgt hat. Einzelne Kollegen sind zu Trinkspielen übergegangen und haben sich immer dann einen eingegossen, wenn wieder ein Mail mit Subjectlines wie "Wir möchten Ihnen auch weiterhin...blablablabla" in der Mail gelandet ist. Am Donnerstag war es so schlimm, dass Kollege Müller schon vormittags um 10:00 Uhr mit einem "isch kann nigt me" und dem Mail eines Versandhauses für Regenschirme auf dem Schirm einfach zu Seite gerutscht und eingeschlafen ist.
Dieses GDPR hilft natürlich nicht weiter, wenn Alexa einfach fehlfunktioniert. Zumindest wäre es von ihr vielleicht angemessen gewesen, den neuen VPN Service von Pornhub zu nutzen, der die anonyme Datenübertragung schützen soll. Nicht dass Brokoli an sich unter den Pornografie-Paragrafen fallen könnte, aber ein wenig mehr Privatsphäre könnte man selbst bei digitaler Indiskretion schon erwarten.
Dabei sind diese ganzen Databreach-Vorkommnisse womöglich gar nicht so schlimm wie diese vermalledeite AI wieder, die jetzt in einer Gesichtserkennungssoftware in Hongkong eingesetzt wurde, um eine Person unter 20.000 Besuchern eines Popkonzerts zu erkennen und zu verhaften. So geht Personenerfassung, Alexa, take that!