Klima: CO2-Emissionen stagnieren

Kohlekraftwerk bei Becker, Minnesota. Bild: Tony Webster/CC BY-SA-2.0

Anzeichen einer erfreulichen Trendwende. Im dritten Jahr in Folge ist der energiebedingte Ausstoß von Treibhausgasen nicht weiter gewachsen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Gute Nachrichten von den Treibhausgasen. Die Internationale Energie Agentur IEA in Paris berichtet, dass die Kohlendioxidemissionen (CO2) 2016 nicht weiter gestiegen sind und im dritten Jahr in Folge nahezu konstant bei 32,1 Milliarden Tonnen CO2 standen.

Das ist besonders bemerkenswert, da die Weltwirtschaft gleichzeitig um 3,1 Prozent wuchs. Vergleichbare Zeiten, in denen die Emissionen nicht wuchsen oder sogar leicht zurückgingen, hatte es bisher nur im Zusammenhang mit schweren regionalen Krisen, wie dem Zusammenbruch der osteuropäischen Volkswirtschaften Anfang der 1990er Jahre oder der Asienkrise 1997/98 sowie im Zusammenhang mit der nordatlantischen Finanzkrise 2008ff. gegeben.

These three years of flat emissions in a growing global economy signal an emerging trend and that is certainly a cause for optimism, even if it is too soon to say that global emissions have definitely peaked.
Fatih Birol, IEA-Direktor.

Die IEA führt die Entwicklung hauptsächlich auf die wachsende Rolle der erneuerbaren Energieträger, den effiezienteren Einsatz der Energie und den Wechsel von der Kohle zum Erdgas zurück. 2016 sei mehr als die Hälfte des Zuwachses des globalen Stromverbrauchs durch die Erneuerbaren abgedeckt worden.

Zu diesen zählt die IEA anders als die meisten andere Statistiker auch die nicht ganz unumstrittene Wasserkraft. Für neue Staudämme werden oftmals Menschen von ihrem Land vertrieben und Wälder vernichtet. In Ländern wie China, Indien oder auch Brasilien und Chile kommt es wegen derartiger Projekte immer wieder zu sozialen Konflikten.

Verdrängung von Kohle durch Schiefergas

Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass der Rückgang der CO2-Emissionen in den USA nicht nur auf den dortigen – durchaus beachtlichenAusbau der Erneuerbaren, sondern auch auf die Verdrängung von Kohle durch Schiefergas zurückzuführen ist.

Dieses wird mit sogenannten Frackingmethoden gewonnen, bei denen ein giftiger Cocktail aus allerlei Chemikalien, Wasser und Sand in den Boden gepresst wird, um dort Gesteinsporen aufzubrechen. Das Verfahren ist wegen der Gefährdung von Wasseradern und lokaler, gesundheitsgefährdender Emissionen hoch umstritten.

Es steht außerdem in Verdacht, größere Mengen Methan freizusetzen. Methan, Hauptbestandteil des Erd- wie auch des Biogases, ist ein anderes potentes Treibhausgas, das man bei der Produktion lieber nicht entweichen lassen sollte. Mit anderen Worten: Es ist noch keineswegs sicher, ob das Verbrennen des Frackinggases für das Klima weniger schädlich als die Verwendung von Kohle ist.

China: Rückgang trotz Wirtschaftswachstum

Auch in China sind die energiebedingten Treibhausgasemissionen 2016 um ein Prozent zurückgegangen, und das obwohl die Wirtschaft dort sogar um 6,7 Prozent wuchs. Bereits im Vorjahr hatte es einen leichten Rückgang gegeben. Im Vergleich zu jährlichen Wachstumsraten von über fünf Prozent im vergangenen Jahrzehnt ist das eine erfreuliche Entwicklung. Ob der Wachstumstrend tatsächlich bereits gebrochen ist, bleibt jedoch offen. Offizielles chinesisches Klimaschutzziel ist, den Höhepunkt der Treibhausgasemissionen 2030 zu erreichen.

Derweil sei der chinesische Stromverbrauch 2016 um 5,4 Prozent gestiegen, was aber zu zwei Dritteln durch neue Staudämme, Solaranlagen und vor allem Windräder abgedeckt worden sei. Auch der Anteil von Gas- und Atomkraftwerken würde zunehmen. Fünf neue AKW gingen 2016 ans Netz. Außerdem würde mit diversen Maßnahmen darauf gedrängt sowohl in der Industrie als auch bei der Gebäudeheizung Kohle durch Erdgas zu ersetzen.

Die IEA macht darauf aufmerksam, dass die Stagnation der Emissionen erfreulich sei, aber noch nicht ausreiche, um das von der Staatengemeinschaft vereinbarte Klimaschutzziel zu erreichen. Dafür müssten die Emissionen in den nächsten Jahrzehnten rasch zurückgehen und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Wege gefunden werden, der Atmosphäre wieder CO2 zu entziehen (hier findet sich eine Grafik, in der ein entsprechender Emissionspfad skizziert ist).

Dazu siehe das eBook von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und Telepolis: Après Paris. Die Konsequenzen der Klimakonferenz von Paris.