Klima: Immer mehr Treibhausgase
Treibhausgas-Konzentration auf neuem Rekordniveau, UN-Umweltschützer rechnen den Staaten vor, dass sie nicht genug zum Schutz des Klimas unternehmen
Die Konzentration der Treibhausgase in der Erdatmosphäre nimmt weiter zu. Das zeigt das am Mittwoch veröffentliche jährliche Greenhouse Gas Bulletin der Weltmeteorologie-Organisation ( WMO). Demnach betrug die Konzentration des wichtigsten Gases, des Kohlendioxid (CO2), 2012 im Jahresdurchschnitt 393,1 Moleküle CO2 pro Million Luftmoleküle (ppm). Der von der WMO angegebene Wert wurde aus dem Mittel von Stationsmessungen auf beiden Hemisphären gewonnen.
Diesen Sommer hatte die CO2-Konzentration einige mediale Aufmerksamkeit erhalten, weil sie an der Messstation Mauna Loa auf Hawaii erstmalig knapp 400 ppm erreichte. Das ist allerdings kein Widerspruch zum WMO-Bulletin. Die Konzentration des CO2 ist jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen, wie der unten stehenden Grafik zu entnehmen ist. Auf Mauna Loa wurde 2012 im Mittel eine Konzentration von 393,74 ppm gemessen, was kaum vom globalen Mittelwert abweicht.
Die WMO spricht von einem neuen Rekord der Treibhausgas-Konzentration, aber das kommt wenig überraschend. Die Anteile der Gase aus menschlichen Aktivitäten, die den Strahlungshaushalt des Klimasystems beeinflussen, nimmt seit vielen Jahrzehnten zu. Insbesondere sind dies Methan (CH4), Lachgas (N2O) und das bereits erwähnte CO2.
Letzteres ist mit Abstand das wichtigste, weshalb die anderen Treibhausgase auch oft in CO2-Äquivalente umgerechnet werden. CO2 macht derzeit nach Angaben der WMO rund 64 Prozent des Effekts aller aus menschlichen Aktivitäten in der Atmosphäre angereicherten Gase aus. Für die weitere Verstärkung des Treibhauseffektes in den letzten zehn Jahren ist es zu 84 Prozent verantwortlich. 2012 wurden nach WMO-Angaben 38,17 +/- 3,67 Milliarden Tonnen CO2 emittiert. Gut 90 Prozent aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Rest durch Entwaldung und aus den Böden in Folge geänderter Landnutzung.
Unterdessen hat das UN-Umweltprogramm (UNEP) schon am Dienstag seinen jährlichen Emissions Gap Report vorgelegt. Darin werden die weltweiten Emissionen verfolgt, die Konsequenzen aus den eingegangenen Klimaschutzverpflichtungen berechnet und mit dem Notwendigen verglichen.
Letzteres ergibt sich aus der 2010 von den Staaten getroffenen Verabredung, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken. Aus letzterem lässt sich wiederum eine maximale Menge an Treibhausgasen berechnen, die in diesem Jahrhundert noch emittiert werden dürfen, wobei UNEP jenen Wert nimmt mit dem das Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 66 Prozent erreicht werden kann.
Schließlich kann man Szenarien entwickeln, wie diese Emissionen über die Zeit verteilt werden. Zum Beispiel ist denkbar, einfach in den nächsten 10 oder gar 15 Jahren weiter wie bisher zu wirtschaften, wie es zum Beispiel Hannelore Kraft von der SPD zu wollen scheint, die Klimaschutz nicht so wichtig findet wie ein paar Tausend Arbeitsplätze in den Braunkohletagebauen von RWE ( mehr dazu in der letzten Wochenschau).
Dann würde man aber in den nachfolgenden Jahren um so drastischer die Emissionen vermindern müssen. Letztlich liefe es darauf hinaus, weiter Kohlekraftwerke zu bauen, diese dann aber schon nach zehn oder 15 Jahren stillzulegen. Das ist natürlich ökonomisch ziemlich verrückt, weshalb die UNEP Wissenschaftler beauftragt, das kostengünstigste Szenario für die globale Reduktion der CO2-Emissionen zu berechnen. Dieses wurde dann als Messlatte genommen.
Das Ergebnis sieht folgender Maßen aus: Während zur Zeit jährlich rund 50 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente in die Luft geblasen werden, müssten die Emissionen bis 2020 auf 44 Milliarden Tonnen zurückgefahren werden. Danach sieht es im Augenblick aber nicht aus. Bei einem "Weiter so" landen wir 2020 eher bei 59 Milliarden Tonnen. Und selbst wenn alle Staaten ihre eingegangenen Verpflichtungen einhalten und auch noch alle unverbindlichen Versprechungen erfüllen, werden im Jahre 2020 noch 52 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Wir dürfen gespannt sein, was die Diplomaten der Weltgemeinschaft ab nächsten Montag auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz aus diesen Nachrichten machen.