Kolumbien wählt zwischen Krieg und Frieden

Gustavo Petro. Bild: Gustavo Petro

Rechter Duque und Linker Petro treten am 17. Juni zur Stichwahl an

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In Kolumbien werden sich der Rechtskonservative Iván Duque und der Linke Kandidat Gustavo Petro in einer Stichwahl um die Präsidentschaft gegenüberstehen. Duque kam im ersten Wahlgang am Sonntag auf gut 39 Prozent der Stimmen. Für Petro stimmten laut Wahlbehörde nach dem vorläufigen Endergebnis gut 25 Prozent. Weil keiner der Kandidaten über 50 Prozent kam, wird es am 17. Juni eine Stichwahl geben.

Die ersten Präsidentschaftswahlen nach Unterzeichnung des Friedensvertrags mit der Guerillaorganisation Farc Ende 2016 fanden ohne größere Zwischenfälle statt, allerdings gab es Berichte über eine Reihe von Unregelmäßigkeiten. Die ELN-Guerilla, die zuletzt immer wieder in Kampfhandlungen verstrickt war, hatte für die Tage rund um die Abstimmung eine einseitige Waffenruhe verkündet. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp über 53 Prozent der gut 36 Millionen Wahlberechtigten.

Duque und Petro stehen gewissermaßen für die beiden Pole des sozialen und bewaffneten Konfliktes in Kolumbien. Der rechtsgerichtete Präsidentschaftsanwärter kandidiert für die Partei Demokratisches Zentrum (Centro Democrático, CD) des Hardliners und ehemaligen Präsidenten (2002-2010) Álvaro Uribe Vélez.

Dem Ex-Staatschef wurden immer wieder Kontakte zu Paramilitärs und Drogenhändlern nachgesagt, die Anschuldigen konnten aber nie gerichtsfest beweisen werden. Unmittelbar vor der Wahl erst wurden in den USA ehemals geheime diplomatische Depeschen veröffentlicht, nach denen der Ex-Senator Luis Guillermo Vélez Trujillo im Jahr 1993 die US-Botschaft darüber informierte, dass der damals politisch aufstrebende Uribe Vélez Gelder des Medellín-Kartells erhalte hat. Vélez Trujillo und Uribe Vélez gehörten damals beide der Liberalen Partei an.

Der Linke Petro stammt hingegen aus der Guerillabewegung des Landes. Bis zu einem Friedensabkommen 1990 gehörte er der Rebellengruppe M-19 an, die mehrheitlich aus Linksintellektuellen aus den Städten bestand. Nach der Demobilisierung der M-19 ging Petro in die Politik und wirkte an der Novellierung der kolumbianischen Verfassung mit. Nach Todesdrohungen durch rechte Paramilitärs verbrachte er einige Jahre im Exil in Belgien. Petro tritt für die linke Allianz Humanes Kolumbien (Colombia Humana) an.

Für die Stichwahl am 17. Juni wird entscheidend sein, wem der beiden Kandidaten es gelingt, den Zentristen und mit 23,75 Prozent der Stimmen Drittplatzierten Ex-Bürgermeister von Medellín, Sergio Fajardo, auf seine Seite zu ziehen. Für Kolumbien eine nicht unerhebliche Frage: Der Ausgang der zweiten Wahlrunde wird über Krieg und Frieden entscheiden. Duque hat bereits angekündigt, das Friedensabkommen mit den Farc so stark zu verändern, dass es einer De-facto-Aufkündigung gleichkäme. Dies würde nicht nur Teile der Ex-Guerilla wieder in den bewaffneten Kampf treiben, sondern ein Friedensabkommen mit der ELN unmöglich machen.