Kopenhagen: Nächtlicher Überfall
Offenbar zur Einschüchterung umstellt Polizei mitten in der Nacht Unterkunft von Klimaschützern
Während die dänischen Gastgeber offenbar auf ein Scheitern des UN-Klimagipfels hinarbeiten (siehe "Zumutung der reichen Länder"), geht die Polizei vor Ort mit vollkommen unangemessener Härte gegen potenztielle Demonstranten vor. Wie das Climate-Justice-Action-Netzwerk berichtet, gab es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch einen Überfall auf eine Massenunterkunft im Norden Kopenhagens. Um drei Uhr morgens haben dort 200 Beamte das Ragnhildgade-Zentrum umstellt, eine Stunde lang durchsucht und dabei diverse Werkzeuge und Materialien beschlagnahmt.
Lars K. Kristiansen, einer der dänischen Organisatoren, der in den letzten Wochen Fenster abgedichtet, Feuertüren eingebaut und andere Arbeiten verrichtet hat, um Gebäude für die Protestgäste einzurichten, kommentiert die nächtliche Heimsuchung wie folgt: "Die dänischen Behörden sind kritisiert worden, dass sie nicht genug Übernachtungsplätze zur Verfügung gestellt haben. Wir haben also versucht, uns selbst zu helfen, aber nun kommt die Polizei um die Werkzeuge zu beschlagnahmen, die wir für die Herrichtung von Gebäuden benötigen."
Am Mittwochabend hoffte man trotz der Polizeiaktion die Karawane für soziale und Klimagerechtigkeit (Social & Climate Justice Caravan) auf dem alternativen Klimaforum zu empfangen. Die Karawane war mit 60 Aktivisten aus Entwicklungsländern letzten Monat während der Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation in Genf von dort gestartet. Ziel ist es, "auf die Auswirkungen hinzuweisen, die neoliberale Globalisierung und Klimawandel auf unser Leben haben." Es gehe auch darum,neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Aktivisten aus Nord und Süd zu erproben.
Wie berichtet (siehe Europäische Amtshilfe gegen Lümmel) arbeiten dänische und deutsche Behörden zusammen um unerwünschte Klimaschützer aus Kopenhagen fernzuhalten. In Rostock, von wo Fähren nach Dänemark fahren, bereiten sich Aktivisten bereits darauf vor, etwaige Abgewiesene vorübergehend aufzunehmen und ihnen Rechtsbeistand zu organisieren, damit sie gegen die Beamtenwillkür vorgehen können.
Unterdessen rechnen die Organisatoren des alternativen Klimaforums mit Zehntausend Besuchern täglich, die die zahlreichen Seminare, Kulturveranstaltungen und Podiumsdiskussionen verfolgen wollen.