Krieg zwischen Bloggern und SPD
Nach der Aufdeckung, dass sie ihren Lebenslauf verändert hatte, mahnte die nordrhein-westfälische Spitzenkandidatin Hannelore Kraft den Ruhrbarone-Autor David Schraven ab
Spätestens seit der Zustimmung der SPD zum Zensurgesetz herrscht Krieg zwischen der Partei und einem beachtlichen Teil der deutschen Blogosphäre. Dort will man die Aufforderung von Franz Müntefering, sich stärker am politischen Leben zu beteiligen, auf eine Weise wörtlich nehmen, die dem SPD-Vorsitzenden nicht gefallen dürfte. Unter dem Motto "ihr werdet euch noch wünschen wir wären politikverdrossen" wird unter anderem dazu aufgerufen, sich die Äußerungen von SPD-Kandidaten in diesem Jahr besonders genau anzusehen und auf eventuelle Ungereimtheiten und Skandalpotentiale abzuklopfen.
Das machte auch der Ruhrbarone-Autor David Schraven und entdeckte, dass die nordrhein-westfälische SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft ihren Lebenslauf im Web verändert hatte. Statt dem Namen der Mülheimer Firma, für die sie früher gearbeitet hatte, stand plötzlich nur noch die Tätigkeit als "Unternehmensberaterin und Projektleiterin" in ihrem Curriculum Vitae. Schaven fragte sich, warum die Änderungen wohl vorgenommen wurden, und erwähnte dabei – ohne der Kandidatin konkret etwas vorzuwerfen – auch die Tatsache, dass die in der Lebenslaufsfassung von 2006 noch zu findende Firma vor zwei Jahren im Zusammenhang mit einen Förderskandal von sich Reden machte.
Trotzdem ließ Kraft Schaven über ihren Anwalt eine Unterlassungserklärung zusenden, die der Blogger bis gestern um 17 Uhr unterzeichnen sollte. Der allerdings dachte gar nicht daran und machte das Vorgehen der Kandidaten öffentlich. Mittlerweile breitete sich die Berichterstattung darüber bis in die Mainstreammedien aus. Da war dann auch Kraft zum Antworten gezwungen und begründete die Änderung des Lebenslaufs damit, dass er mit der Zeit zu lang geworden sei. Eine Erklärung, die in Foren zwei neue Fragen anstieß: Dort fragt man sich mittlerweile, wer Kraft wohl "das Internet ausgedruckt hat" und warum ein "Zentrum für Innovation und Technik", das Personen wie sie beschäftigte, Fördergelder kassierte.