Lach!
"Bitte lächeln" ist so gestern. Jetzt wird App-gelacht
"Bitte lächeln."
"Cheese."
"Heiner-Markus, och komm, jetzt lach doch mal."
Das ewige Drama um ein der Ansicht von Mama nach gelungenes Familienfoto ist endlich beendet. Vorbei sind die Zeiten, in denen das abstammende Kollektiv genervt in die Kamera schaute und sich ein mühevolles Lächeln abtrotzte. Das ist jetzt alles rückblickend lachhaft. Zumindest für Android-Smartphones und -Tablets:
Wer es noch nicht mitbekommen haben sollte, FaceApp kann das Selfie, aber auch andere Gesichtsaufnahmen jetzt digital zurechtbiegen. Dass man das eigene Konterfei entfalten und lichttechnisch aufbessern kann, das hat man ja sonst mitbekommen. Wie sonst würde Heidi Klum auch heute noch Instagram mit Bilder bevölkern, auf denen sie mit ihrer privaten Wirklichkeit praktisch nichts mehr zu tun hat. Aber dass jetzt neben einer digitalen Verjüngung auch ein Default -Lächeln eingestellt werden kann, das ist neu.
Wer ernst in die Kameralinse schaut, dem kann man ein Grinsen in die Neune zaubern. Wobei ich mich ja schon frage, wer hier Pate für die Zähne gestanden hat, die das Foto dann zeigt. Vielleicht holt sich die App die ja auch aus älteren Aufnahmen ... oder von Instagram, bei Heidi Klum. Egal. Auf den Button geklickt, und schon hat man dieses perfekte Zahnreihe mitten im Gesicht, kann sofort bei einer Kosmetikwerbung mitmachen und suggeriert: Mann, ich bin sowas von glücklich.
Gut, wenn sich die App als Massenanwendung durchsetzt, dann wird man beim nächsten Lächeln nur müde abwinken, ist eh digital aufgesetzt, wird man sagen, das nimmt dem Ganzen ja ein wenig den Charme. Vor allem, wenn man auf blöde Ideen kommt, wie sie mein Freund Heinrich natürlich sofort nach dem Runterladen von Google Play hatte.
Heinrich konnte nicht an sich halten und fotografierte als erstes seinen blanken Hintern, straffte ihn dann ein wenig digital, ließ ihn verjüngen und entschied sich für ein kräftiges Lächeln, mitten in der Spalte. Ein irritierender Anblick, den er auch noch mit den Aufnahmen seiner Kaffeemaschine und einem Kürbis erzeugte. Letztere allerdings erinnerte ihn dann so sehr an einen US-Präsidenten, dass er sofort alle Bilder wieder löschte.
Aber die Richtung ist klar.