Liberaldemokraten überholen Labour
Nach dem ersten von drei Fernsehduellen kann die Partei, deren Abgeordnete gegen die Digital Economy Bill stimmten, stark zulegen
Die Chancen, dass es nach dem 6. Mai in Großbritannien ein Koalitionskabinett geben wird, sind nach dem ersten von drei Fernsehduellen stark gestiegen: Das gewann nämlich sowohl Zuschauerumfragen als auch Zeitungskommentatoren zufolge eindeutig Nick Clegg, der Kandidat der Liberaldemokraten, die in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich mit Labour und den Tories eher eine untergeordnete Rolle spielten. Im Zuge der zunehmenden Angleichung der beiden großen Parteien konnten sie sich aber immer stärker als wirkliche Alternative präsentieren und unter anderem mit einem klaren Nein zum Irakkrieg, der Forderung nach zusätzlichen Steuern auf Millionärsvillen, Plänen für eine weitaus stärkere Regulierung der Banken und Finanzmärkte und der Gegnerschaft zu einem sowohl von Labour als auch von den Tories befürworteten Internetsperrengesetz potenzielle Wähler gewinnen.
Nun stellte eine nach dem Fernsehduell im Auftrag der Boulevardzeitung The Sun durchgeführte YouGov-Umfrage sogar fest, dass die Partei mit einem Wert von 30 Prozent mittlerweile nicht nur die bei 28 Prozent liegende Labour Party überholen, sondern auch den auf 33 Prozent abgesunkenen Tories bemerkenswert nahe rücken konnte. Durch das britische Mehrheitswahlrecht bleiben Umfragen dort allerdings eher unverbindliche Beliebtheitsmesser, die nur sehr bedingt Rückschlüsse darauf zulassen, wie viele Mandate eine Partei erhalten wird. In besonderem Maße gilt dies für die anstehende Wahl, weil Abgeordnete beider großer Parteien unter anderem durch eine Spesenaffäre so starke Beliebtheitseinbußen hinnehmen mussten, dass nicht nur die Liberaldemokraten, sondern auch die Regionalparteien deutlich mehr Kandidaten durchbringen könnten als in früheren Abstimmungen.