Macht es ihnen nicht zu gemütlich
Britisches Ministerium veröffentlicht Ratgeber für Eltern von Hochschulabgängern, die keinen Job finden und Zuhause wohnen.
Die Hochschulabgänger in Großbritannien müssen aufgrund der Wirtschaftskrise mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit rechnen. Besonders für Architekten, Bauingenieure und andere Graduierte, die mit dem Bausektor zu tun haben, gibt es keine guten Aussichten. Auch in der Bank- und Finanzbranche finden weniger Graduierte einen Arbeitsplatz. Letztes Jahr konnten um die 10 Prozent der Hochschulabgänger keinen Arbeitsplatz finden.
Die Wirtschaftskrise trifft nicht nur die weniger gut ausgebildeten, sondern auch die Akademiker, zumindest die jungen ( Schlechte Aussichten für britische Hochschulabgänger). Man spricht von den Neets (not in education, employment or training) - Die Neets kommen. Mit wachsender Arbeitslosigkeit wächst der Run auf Praktikumsplätze, um die Zeit zu überbrücken und sich neue Kenntnisse anzueignen. Für Praktikumsplätze sollen nun schon gar manche bis zu Tausenden an Pfund zahlen, berichteten vor kurzem britische Medien. Insgesamt steigt die Zahl der "kippers", der kids in parents' pockets. Dazu kommen die "boomerang children", die wieder Zuhause einziehen.
Das britische Department for Business, Innovation and Skills macht sich nun offenbar Sorgen um die Hochschulabgänger, die erst einmal im Nichts langen und sich oft genug große Schulden für die Ausbildung aufgebürdet haben, und hat einen Ratgeber für deren Eltern herausgegeben. Dort wird diesen empfohlen, mit ihren erwachsenen Kindern mit akademischen Abschlüssen in "strenger Liebe" umzugehen und sicherzustellen, dass sich diese nicht zu gemütlich Zuhause einrichten. Ohne Verdienstmöglichkeiten müssen die Studenten weiter bei den Eltern wohnen oder dorthin zurückkehren, wenn diese nicht genügend Geld haben.
Der Autor des Ratgebers, ein Psychologe und Karriereberater, warnt die Eltern, dass die Hochschulabgänger mit dem Ende des Studiums mit der Realität konfrontiert würden, was dem Selbstbewusstsein beeinträchtigen könne. Er empfiehlt, dass die Eltern die psychische Befindlichkeit beobachten und diese bei Bedarf zum Arzt schicken sollen. Rumkritteln sei aber auch nichts, das könne die Situation nur verschlimmern. Gefährlich aber sei eben auch, zu fürsorglich zu sein: "Wenn man ihnen das Leben Zuhause zu gemütlich macht, warum sollten sie sich einen Job suchen? Wenn man kostenlose Ernährung und Unterkunft, einen gut gefüllten Kühlschrank anbietet und die Kleidung wäscht und bügelt sowie ihnen Geld gibt, dann wird es keinen großen Antrieb geben. Daher fahren Sie die Unterstützung zurück, um ihre Motivation zu erhöhen." Man darf ihnen nach der Prüfung ein wenig Erholung zugestehen, aber das sollten keine Monate werden, so der Psychologe.
Überdies wird zu größerer Bescheidenheit geraten. Die Hochschulabgänger sollten keine Zeit verschwenden und davon träumen, berühmte Schauspieler oder Drehbuchschreiber zu werden. Das würde nur wenige schaffen.