Mal ganz ehrlich: Sarahah
Es gibt einen neuen Star am App-Himmel, und der macht das mit diesem Social-Media-Gedingse ein wenig anders
Alle mal herhören, wer immer dachte, es gehe bei Social Media nur darum, seinen eigenen Namen und sein Gesicht allen anderen auf die Bildschirme zu packen. Alle mal herhören, wer immer dachte, dass namenlose Posts keinen interessieren.
Tun sie doch.
Sarahah heisst auf Deutsch in etwa "Wahrhaftigkeit" und ist der Star in den App-Stores von Australien, den UK oder USA. Entwickelt wurde die App vom saudi-arabischen Developer Zain al-Abidin Tawfiq, und was sie macht, das ist erst einmal ... weglassen. Sarahah dient dazu, dass man Social-Media-Posts tauscht, die eben den Namen des Verfassers nicht zeigen. Weil Zain al-Abidin Tawfiq davon ausgeht, dass man dann ein wenig ehrlicher ist in seinen Äußerungen.
Da kräuseln sich nun die Augenbrauen in Tausenden von Duckfaces. Ehrlich? Hat er eben ehrlich gesagt? Soll ich etwa zugeben, dass es gar nicht die Hammerfete hier ist und keiner mit mir sprechen will? Soll ich zugeben, dass das angeblich so fantastische Essen an einem exklusiven Strand in Wirklichkeit eine Currywurst auf der Autobahn nach Hause ist?
Jepp.
Genau das will Sarahah erreichen. Wobei man jetzt schon ein wenig ehrlicher sein sollte. Die App hat natürlich einen Hintergrund. Die derzeitige Nummer 5 der Google Appstore Charts begann eigentlich als kleines, aber feines Tool für Arbeitgeber, die ehrliches und deshalb anonymes Feedback von ihren Angestellten wurden. Aber die Nutzerzahlen explodierten, als die App auf den freien Markt kam und dort innerhalb weniger Wochen und nach dem Bekanntwerden auf dem ägyptischen Markt die Dreimillionenmarke durchschlug.
Angeblich sei es eben von Vorteil, wenn sich Menschen abseits von Alter, Geschlecht und/oder sozialer Zugehörigkeiten Dinge anonym sagen könnte. Es wäre aber natürlich – nehmen wir das einfach mal an – auch von Vorteil, so ein Tool zu haben, um in einem politischen Umfeld wie dem von Saudi-Arabien oder Ägypten Dinge zu sagen, die man nicht immer und überall gerne von offizieller Seite hört.
Drücken wir die Daumen, dass es dann keine zurück verfolgbare Nutzerliste gäbe. Das wäre dann ein wahrhaftiger Privacy Breach.