Mit Crowdfunding erfolgreich in der Primera División
Der baskische SD Eibar ist der kleinste Fußballclub, mit dem kleinsten Stadion und dem kleinsten Budget, der bisher in die spanische Fußball-Elite aufstieg
Das kleine baskische Eibar steht Kopf. Denn der Fußball-Club der Kleinstadt mit nur knapp 30.000 Einwohnern hat mit der massiven Unterstützung der Bevölkerung alle Hürden genommen und sogar am Sonntag gleich im ersten Spiel in seiner Clubgeschichte in der spanischen Primera Division gewonnen. Im Derbi gegen Real Sociedad setzte sich Eibar durch ein Tor von Javi Lara mit 1:0 durch.
Der Sieg gegen die Basken aus Donostia (span. San Sebastian) war nur eine kleinere Hürde, obwohl Real Sociedad im vergangenen Jahr in der Champions League spielte und gerade in der dritten Qualifikationsrunde für die Europa League die Schotten aus Aberdeen rausgeworfen hat. Wie Donostia liegt Eibar in der Provinz Gipuzkoa, das erstmals zwei erstklassige Clubs hat.
Eibar ist die bisher kleinste Stadt, die in die Primera División aufgestiegen ist. Der Club setzte sein respektloses Angriffsspiel fort, mit dem ihm unter seinem Trainer Gaizkar Garitano der Durchmarsch aus der Dritt- zur Erstklassigkeit gelang. Eigentlich war das Ziel der vergangenen Saison der Klassenerhalt. Doch dem solide finanzierten Club gelang unter seinem Präsidenten Alexander Aranzabal eine Überraschung: Mit dem 75-jährigen Jubiläum stieg der SD Eibar als Tabellenführer erstmals in die Primera Division auf.
Plötzlich stand er vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Anders als die überschuldeten Clubs in der ersten und zweiten Liga, musste der schuldenfreie SD Eibar statt bisher 422.000 Euro nach spanischen Gesetzen mehr als 2,1 Millionen Euro an Kapital aufweisen, um nicht von per Zwangsabstieg am 6. August wieder drittklassig zu werden. Da ein Verkauf an einen Investor für die Basken nicht in Frage kam, wurde eine hier übliche Finanzierungsform gewählt: Die Menschen wurden angebohrt und Aktien an sie verkauft. In dieser Form wurden zum Beispiel auch schon Millionen aufgebracht, um Kommunikationsmedien wieder einen Neustart zu ermöglichen, die von spanischen Richtern illegal geschlossen wurden. Eine davon war Kale Gorria mit Sitz in Eibar.
In der Stadt, die einem Berg abgetrotzt wurde und einst über Waffenproduktion aufblühte, wird der SD Eibar auch als Club Armero – Club der Waffenhersteller – bezeichnet. In der Stadt, die ihre beste Zeit hinter sich hat, gab man sich kämpferisch. "Verteidige Eibar, werde Aktionär", wurde die Bevölkerung zur Unterstützung in der Stadt aufgefordert, die als erste im spanischen Staat am 14. April 1931 die Zweite Republik ausrief. Gegen sie putschen fünf Jahre später die Generäle unter Franco, die im April 1937 auch Eibar unter ihre Kontrolle brachten. Zuvor wurde auch diese Stadt sogar noch vor Gernika unter Beteiligung der deutsche Legion Condor in Schutt und Asche gelegt. Auch in Eibar wartet man noch darauf, dass Deutschland sich für das Verbrechen entschuldigt. Eine Möglichkeit ließ die Bundeskanzlerin am Wochenende verstreichen.
Bei Verkauf von Aktien des Clubs wurde allen in einer Region, in der auch die großen baskischen Kooperativen ihren Sitz haben, eine Teilhabe ermöglicht. Schon mit 50 Euro konnte man Teilhaber des SD Eibar werden. Sechs Tage, bevor der Verkauf beendet wurde, kaufte der 90-jährige Luis María Cendoya am 15. Juli die Aktie, mit der das Ziel von 1.724.272 erreicht wurde. Cendoya ist schon seit 1945 Mitglied. Insgesamt 46.200 Aktien waren zu dem Zeitpunkt von Einzelpersonen, Belegschaften, Kneipen, Geschäften gekauft worden.
Der Verkauf wurde mit der genehmigten Höchstsumme von 1.980.000 Euro abgeschlossen. Statt auf große Finanziers setzt man auf "Massenfinanzierung" (Crowdfunding). Die Höchstsumme war auf 100.000 Euro begrenzt, um dubiose Spekulanten abzuhalten. In 50 Ländern wurden Aktien gekauft, auch in Deutschland. "Es ist erstaunlich, dass Menschen aus den USA, Großbritannien oder Deutschland einsteigen, einfach weil sie von der Geschichte gehört haben und helfen wollten", erklärt der Pressesprecher Gregorio Prieto. Auffällig sei auch, wie viele Aktien auch in China, Singapur oder Malaysia gingen.
Es ist nun der Club mit dem kleinsten Stadion, dem kleinsten Budget aus der kleinsten Stadt, dessen Kapital wohl so breit gestreut ist wie bei sonst keinem Verein. Mit Behelfstribünen wurde die Anzahl der Sitzplätze von 5.250 auf über 6.000 im Stadion Ipurua erweitert. Im vergangenen Jahr gelang dem SD Eibar mit dem kleinsten Zweitliga‑Etat der Aufstieg. Nur 3,9 Millionen wurde für Spielergehälter, Löhne, etc. ausgegeben. Nun hat sich der Club erneut den Klassenerhalt zum Ziel gesetzt und das erste Spiel zeigte, dass das keine Utopie ist.