Mutmaßlich geplanter Angriff im "Mumbai-Stil" auf Jyllands-Posten
Der dänische Geheimdienst hat vier Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, dass sie die Redaktion der Zeitung, die den Karikaturenstreit ausgelöst hat, angreifen wollten
Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" sei ein wichtiges Ziel für dschihadistische Terroristen, zitiert der Spiegel einen schwedischen Terrorforscher: "Wer es schafft, der wird in der Szene sofort zum Star."
Sehr groß war demzufolge auch die internationale Aufmerksamkeit für die Festnahme von fünf Männern, die nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET die Absicht hatten, das Pressehaus anzugreifen, wo die Redaktion von "Jyllands-Posten" und die der Zeitung "Politiken" ihren Sitz haben. Die Nachricht von dem vereitelten Anschlag sei in den Medien "explodiert", meldete Jyllands-Posten gestern. Zu Medienstars wurden die dänischen und schwedischen Terrorfahnder.
Seit Monaten hätten die Nachrichtendienste in Schweden und Dänemark die Gruppe überwacht, heißt es noch immer würden Wohnungen und Gebäude durchsucht. In der Nacht zum Mittwoch wurden in Vororten der dänischen Haupstadt Kopenhagen bei zwei Hausdurchsuchungen eine "automatische Waffe (spätere Einf. eine Maschinenpistole), ein Schalldämpfer, Munition und Plastikfesseln (spätere Einf. Kabelbinder)" gefunden und vier Männer verhaftet - unter dem dringenden Verdacht, dass sie in allernächster Zeit (noch vor Neujahr, so die New York Times) einen Anschlag auf das Pressezentrum am Kopenhagener Rathausplatz ausführen wollten.
Bei der Pressekonferenz des dänischen Geheimdienstes PET bestätigte dessen Chef, Jakob Scharf, deutlich, dass "ein unmittelbar bevorstehender Terroranschlag vereitelt wurde".
Laut Scharf wollten die vier Festgenommenen in das Gebäude eindringen und "so viele Menschen wie möglich töten", er sprach von einem Angriff im "Mumbai-Stil" (vor einem solchen auch der deutsche Innenminister im November warnte). Berichtet wird, dass Scharf auch andere Verbindungen zu dem Terrorangriff auf die indische Metropole Mumbai im Jahr 2008 zog.
So sollen die Ermittler von einer Verbindung der schwedisch-dänischen Terrorzellen in die USA ausgehen. Die Rede ist von einem in U-Haft sitzenden Amerikaner pakistanischer Herkunft, namens David Headley, der laut Zeit bei seiner Festnahme zugegeben haben soll, an der Vorbereitung der Terrorattacken in Indien beteiligt gewesen zu sein. Headley wurde festgenommen, weil er einen Anschlag auf Jyllands-Posten plante.
Derlei Pläne sollen, so der Bericht der Zeit, letztlich auf einen Mann zurückgehen, der von Experten als weltweit gefährlichster Terrorist eingestuft werde: Ilyas Kashmiri, der möglicherweise neue Führer der al- Qaida. Headley, so heißt es weiter, soll früher als Kashmiris Mittelsmann in Kopenhagen fungiert haben. PET-Chef Scharf spricht bei den gestern Festgenommenen von "militanten Islamisten", die Verbindungen zu internationalen terroristischen Netzwerken hätten.
Drei der Verhafteten, zwei Schweden arabischer Herkunft - aus Tunesien und aus dem Libanon - und ein Mann unbekannter Herkunft, sollen erst am Vortag nach Dänemark eingereist sein; der vierte Verhaftete ist angeblich ein Iraker, der in Dänemark Asyl beantragt habe und dort lebt. In Schweden wurde ein fünfter Verdächtiger, ein Mann tunesischer Herkunft, im selben Zusammenhang verhaftet.
Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard, weltweit bekannt für seine Mohammed-Karikaturen, insbesondere für die Zeichnung des Propheten mit einer Bombe samt brennender Lunte als turbanartige Kopfbedeckung, die von Jyllands-Posten veröffentlicht wurde, kommentierte die Nachricht vom vereitelten Anschlag mit den Worten:
"Ich mache mir Sorgen darüber, dass dies wohl mein ganzes Laben lang anhalten wird. Es gibt starke islamische Kräfte, für die diese Zeichnungen zu einem Symbol für all dessen geworden ist, was den Islam verunglimpft und unterdrückt."
Dass es weltweit verstörte Muslime gibt, die sich Westergaard tot wünschen, darauf weist eine ganze Reihe von fehlgeschlagenen Anschlagversuchen hin. Im Frühjahr dieses Jahres erregte eine (Falsch)Meldung zum Tod des Zeichners einige Aufmerksamkeit in muslimischen Ländern. Ein Bericht dazu, der in der pakistianischen Zeitung Nation erschien, bestätigt die Aufrechterhaltung der Prominenz der "blasphemischen" dänischen Zeitung Jyllands-Posten im volksfrömmlerischen Bewußtsein und mahnt sie geradezu an:
"It is worth recalling that the blasphemous cartoons first appeared in Danish newspaper Jyllands-Posten."