Nach 77 Tagen geben südkoreanische Arbeiter ihren Protest auf
Um gegen ihre Entlassung zu protestieren, hatten Hunderte von Arbeitern Fabrikgebäude besetzt und sich gewalttätige Kämpfe mit der Polizei geliefert.
77 Tage hatten Hunderte von Arbeitern die Fabrik des Autoherstellers Ssangyong Motor besetzt. Anlass für den Protest war, dass der Konzern im Zuge eines Insolvenzverfahrens und des damit verbundenen Restrukturierungsplans nicht nur die 36 Prozent der Angestellten (2.646) entlassen wollte, sondern gleich fast die Hälfte, nachdem der Absatz der SUVs und Luxuskarossen eingebrochen war und er vor dem Bankrott stand. Der Streik, der 260 Millionen US-Dollar an Verlusten verursacht haben soll, hat dem angeschlagenen Autokonzern weiter geschadet. 51 Prozent des Konzerns gehören der chinesischen Shanghai Automotive Industry.
Am Mittwoch hatte sich der im Mai begonnene weiter Konflikt zugespitzt, nachdem Hunderte von Polizisten vom Boden und aus der Luft versucht hatten, die Besetzung aufzulösen. Die Polizei konnte alle Gebäude bis auf die Lackiererei nach gewalttätigen Auseinandersetzungen und Verletzten auf beiden Seiten einnehmen. Der Stern S%FCdkorea-Wenn-Streik-Krieg/707152.html?cp=2: sprach von kriegsähnlichen Szenen. Um die 500 Arbeiter konnten sich aber noch in dem mit hochentzündlichen Farben vollgestopften Farbenlager halten. Ein Angriff hier hätte bedeuten können, dass alles in die Luft fliegt.
Doch nachdem die Polizei ankündigte, nun endgültig zu stürmen, konnten sich Gewerkschafts- und Konzernvertreter doch noch einigen und verließen die meisten Streikenden das Fabrikgelände. 30 Arbeiter sollen sich aber weiterhin in der Lackiererei verschanzt haben, weil sie mit der Vereinbarung nicht einverstanden sind. Der Konzern wird 48 Prozent der insgesamt 640 Arbeiter, die bis zum Ende am Streik teilnahmen, nicht entlassen. Korea Times spricht hingegen von 48 Prozent von 1000 Arbeitern. Sie werden in unbezahlten Urlaub geschickt und nach einem Jahr, wenn die Situation es zulässt, wieder in die Produktion einbezogen. Das klingt nicht sehr vielversprechend. Der Rest wird entlassen. 1670 Arbeiter waren bereits zuvor mit Abfindungen entlassen worden.
Welche strafrechtlichen Konsequenzen die Besetzung nach sich ziehen wird, ist noch offen. Die Polizei stellte beim Abzug der Streikenden deren Identität fest und will zumindest die Anführer und diejenigen belangen, die Polizisten mit Stahlgeschossen von Steinschleudern beschossen und mit Molotow-Cocktails angegriffen haben. Nach Vereinbarung will die Konzernführung aber darauf hinwirken, dass die Anklagepunkte gegen die Streikenden fallen gelassen oder erleichtert würden. Zudem will man von Schadensersatzklagen absehen, wenn die Restrukturierungspläne vom Insolvenzgericht akzeptiert werden. Ob sich der monatelange Streik für die Arbeiter gelohnt hat, darf bezweifelt werden. Aber hier wie anderswo zeigt sich, dass die Konflikte schärfer ausgetragen werden und Gewalt öfter eine Rolle spielt.