Netverflixt und zugenäht
Wenn dann schon Websites launchen, die das Streamingangebot verständlicher darstellen, sollte man das ernst nehmen. Doch
Dummerweise habe ich neulich meinen Netflix Zugang via AppleTV auf den via xBox One umgestellt, nur um mir mal wieder darüber klar zu werden, wie sackendoof dort die das Interface funktioniert ... oder eben nicht funktioniert. Anstatt einfach mal klar sehen zu können, was es denn Neues in der Bude gibt, scrolle ich mich durch merkwürdige "Derzeit beliebt" Listen oder "kasachische Familienfilme in Ihrer Nähe", kaum gerate ich in einen Titel dieser merkwürdigen Rubriken, starten die auch schon automatisch. Und ich werde panisch und drücke den Back Button, weil ich doch ahne, dass jede dieser Auswahlen die zukünftige Darstellung meiner Auswahl beeinflusst.
Ich habe nichts gegen kasachische Familienfilme, wirklich nicht. Einer meiner Lieblingsfilme 2008 war einer davon. Aber so ist das einfach nichts mit der Übersicht, und das macht Netflix oder Amazon Prime nicht gerade zum Vergnügen, wenn es an die Filmwahl geht. Klar, das ist nur so kompliziert aufgestellt, damit ich mich nachher beim Film umso mehr entspannen kann oder tiefenberuhigt meine Serie bingewatche. Verstehe ich schon. Oder man versucht mir eine Auswahl unterzujubeln, die so groß gar nicht ist und mich mehr zum Reinschnuppern in eher abseitige Sachen verleiten soll. Schon klar. Ich bin ja auch schon in einem Supermarkt einkaufen gewesen. Da kenne ich auch solche Sachen wie Windeln beim Bierregal.
Trotzdem. Mimimi.
Wie gut, dass es jetzt Flixable gibt. Übersichtlich und irgendwie beruhigend öde listen sich dort die neuesten Filme und Serien nach Datum auf. Oder ich kann spezifisch suchen. Nach Serien einzeln oder nach Produktionsjahr. Das, was man eben von einer Datenbank erwartet: erleichterte Suche, nicht Guck-mal-ich hab-auch-Kung Fu Gedöhns.
Der Haken? Ach so, ja, Flixable ist derzeit nur für die Angebote in den USA, Kanada und Finnland (!) verfügbar. Merkwürdigerweise ist Kasachstan noch nicht in der Liste der Länder aufgenommen, aber andere sollen ja auch noch dazu kommen. Und wem das jetzt nichts sagt, dem sei erklärt, dass NetFlix natürlich abhängig von dem Land, in dem es gestartet wird, ganz andere Inhalte anbietet. Das ist vielleicht nicht lustig, aber erklärt wegen diverser Filmverwertungsverkäufe in Cannes, warum man Star Wars Rogue One zwar in einem Hotelzimmer in Los Angeles, nicht aber im Wohnzimmer in Erfurt anschauen kann (wobei hier nichts gegen Erfurt gesagt sein soll).
So ist das mit diesem unübersichtlichen Zeugs, und währenddessen gehen Hilfesites ins Netz, so als würde man sich vor jeder Fahrt mit seinem Wagen ein Lenkrad zulegen müssen, weil das Lenkloch vor einem für den eigenen Finger nicht so dolle und eher unpraktisch ist.
Und es wird nicht besser: Disney hat jetzt für den eigenen geplanten Streaming Dienst den ehemaligen Manager von iTunes angeheuert. Wer einmal im Apple Online Store verloren ging, der weiß damit auch, dass das nicht lustig werden wird. Es kann dann vermutlich auch Jahre brauchen, bis man sich zu Ende gewundert hat, warum immer diese komische Maus unter Western zu finden sein wird. Wo man doch gar keine Western mag.
Vielleicht sehe ich das alles ganz falsch und habe nicht verstanden, dass das Suchen und Finden von Inhalten in Streamingdiensten zum Gesamtspaßpaket gehört. Einverstanden. Dann überlege ich mir beim Überweisen meiner monatlichen Gebühr auch so etwas. Wir sollen doch alle etwas Spaß haben.
P.S. vom 31.1.2018: Soeben erreicht mich eine E-Mail von Flixable. Irgendwie nett, also gebe ich das mal weiter:
Hi Harald,
Thank you for writing about Flixable here!
I only added Finland so early, because I'm myself from Finland. Inspired by your article, I have now added German Netflix. :-)
I hope you like the site.
Thank you for your time,
Ville Salminen