New Yorker Polizei erklärt Brooklyner Stadtteil zur "Frozen Zone"
Nachdem Polizisten einen 16-Jährigen niedergeschossen haben, kam es zu heftigen Protesten und Unruhen im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn
In der Nacht vom 9. auf den 10. März 2013 haben zwei New Yorker Zivilpolizisten den 16-Jährigen Kimani Gray erschossen. Die Beamten feuerten elf Schüsse ab, sieben davon trafen den schwarzen Jugendlichen und verwundeten ihn tödlich.
Die genauen Umstände des Tathergangs sind weiterhin unklar. Die New Yorker Polizei (NYPD) behauptet, dass die Beamten Kimani Gray aufgefordert hätten, stehenzubleiben und sich nicht zu bewegen. Daraufhin habe der Jugendliche eine Schusswaffe Kaliber 38 gezogen, woraufhin die Zivilpolizisten das Feuer eröffneten.
In den darauffolgenden Nächten kam es zu Andachten und Kundgebungen, die zunächst friedlich verliefen. In der Nacht vom 11. auf den 12. März zogen Mobs durch den Brooklyner Stadtteil East Flatbush und warfen Fensterscheiben ein. Die Proteste hielten die nächsten Tage an. Medien berichten, dass ein Polizist mit einem Ziegelstein ins Gesicht geschlagen wurde. Insgesamt kam es allein am 13. März zu 46 Verhaftungen – in jener Nacht wurde eine Mahnwache für Kimani Gray abgehalten, an der rund 200 Menschen teilnahmen.
Am Donnerstag hat sich Carol Gray, die Mutter des erschossenen Jungen, unter Tränen zu Wort gemeldet: "Zwei Polizisten haben Kimani niedergeschossen – und alles, was ich will, ist Gerechtigkeit für zwei Polizisten, die von der Straße verschwinden sollen, bevor sie ein anderes Kind töten. Er wurde abgeschlachtet und ich will wissen, warum."
Flatbush ist gleichermaßen bekannt als sozialer Brennpunkt und Geburtsort vieler HipHop-Größen wie etwa Busta Rhymes oder Talib Kweli. Wegen der anhaltenden Proteste und Unruhen hat die NYPD den Stadtteil East Flatbush zu einer "eingefrorenen Zone" ("Frozen Zone") erklärt, was de facto heißt, dass der Ausnahmezustand verhängt wurde. Das letzte Mal, als die NYPD zu diesen Mitteln griff, war bei der 10-Jahres-Gedenkfeier zu 9/11 und während der Anfangsphase der Occupy-Bewegung. Konkret bedeutet der Ausnahmezustand derzeit, dass es Reportern und Journalisten nicht möglich ist, sich in der Zone frei zu bewegen und zu recherchieren oder zu berichten. Außerdem ist es den Beamten gestattet, die Anwohner und Passanten daran zu hindern, frei auf den Straßen umherzulaufen.
Für Freitagabend haben die Eltern von Kimani Gray eine Pressekonferenz angekündigt. Bislang berichten auch renommierte Medien wie die New York Times und der Examiner über die aktuelle Lage, berufen sich dabei aber auf Blogs und teils ungeprüfte Augenzeugenberichte. Kurioserweise gibt es – trotz Internet und zig Journalisten vor Ort – derzeit keine gesicherten Informationen darüber, was sich in der sogenannten "Frozen Zone" abspielt.