Öl: Produktion in den USA boomt

Noch, denn Profite brechen ein, die Zahl der Bohranlagen sinkt drastisch und die Investitionen sind auch eher rückläufig

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Trotz des niedrigen Preises für Rohöl – für ein Fass der nordamerikanischen Standardsorte sind derzeit nur rund 53 US-Dollar zu erzielen – erlebt die US-Ölproduktion einen beispiellosen Boom. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass im vergangenen Jahr die Produktion um 16,8 Prozent angewachsen sei. Das sei die höchste Steigerungsrate seit 1940. In absoluten Zahlen sei der Anstieg sogar der größte seit 1900 gewesen, schreibt die Agentur unter Berufung auf die US-Energiebehörde EIA.

Vor allem in den Bundesstaaten New Mexico, North Dakota und Texas werde mehr gefördert, wo das Öl in Schiefergestein eingeschlossen vorliegt, dessen Poren durch großen Wasserdruck und den Einsatz allerlei Chemikalien aufgebrochen werden muss. Der um fast die Hälfte gesunkene Ölpreis führe zwar dazu, dass in weniger gut entwickelte Lagerstätten nicht oder weniger investiert werde. In den Kernregionen sei dies aber bisher nicht der Fall. Die EIA geht davon aus, dass die US-Produktion in diesem Jahr um weitere 8,1 und im nächsten Jahr um 1,5 Prozent steigen wird.

Unterdessen hat der Ölpreis Ende Januar seinen bisherigen Tiefstand erreicht. Für ein Fass WTI mussten zeitweilig nur 45,15 US-Dollar gezahlt werden. Seit dem oszilliert der WTI-Preis um etwa 50 US-Dollar. Für die europäische Standardsorte Brent müssen einige US-Dollar mehr ausgegeben werden.

Der niedrige Preis hinterlässt inzwischen seine Spuren in den Bilanzen der beteiligten Unternehmen. Das Handelsblatt berichtet von Konkursen, Notversteigerungen von Ausrüstung und einer Halbierung der Zahl der Bohranlagen seit dem Frühherbst 2014. Schlumberger, das in der Branche weltweit führende Unternehmen auf den Gebieten Exploration, Ausrüstung und Projektmanagement, wolle Tausende von Arbeitsplätzen streichen. Zuletzt hatte das Unternehmen fast 120.000 Beschäftigte auf ihren Gehaltslisten.

Der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell hatte bereits Ende Januar angesichts rückläufiger Profite angekündigt, in den nächsten drei Jahren sein Investitionsprogramm um insgesamt 15 Milliarden Euro kürzen zu wollen. Es bleibt abzuwarten, ob das auch gute Nachrichten für die Arktis sind, wo der Konzern vor der Nordküste Alaskas nach Ölbohren will. Beim derzeitigen Preis könnte sich das als unrentabel erweisen.