Oktoberfestattentat: Neue Ermittlungen

Bayerisches Landeskriminalamt soll nach weiteren Tätern suchen

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"Mord verjährt nicht", sagte Generalbundesanwalt Harald Range gestern im Hinblick auf die neuen Ermittlungen zum Anschlag aufdas Münchner Oktoberfest vom 26. September 1980. 34 Jahren nach dem Anschlag will der Generalbundesanwalt erneut in dem Fall ermitteln.

Der Anlass sind die Angaben einer Zeugin, die den Ermittlungsbehörden bisher nicht bekannt waren. Bei einer Befragung habe die Zeugin "Aussagen getroffen, die auf bislang unbekannte Mitwisser hindeuten könnten", heißt es in einer Pressemitteilung des Generalbundesanwalts. Range äußerte sich darin mit den Worten:

"Die Angaben einer uns bislang nicht bekannten Zeugin haben mich veranlasst, wieder förmliche Ermittlungen wegen des Oktoberfestattentats vom 26. September 1980 aufzunehmen. Wir werden unsere Ermittlungen allerdings nicht auf die Zeugin und deren Angaben beschränken. Vielmehr werden wir allen Ansatzpunkten zur Aufklärung der Hintergründe des heimtückischen Mordanschlags erneut und umfassend nachgehen."

Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Hinweise aufgetaucht, die darauf hindeuten, dass dieTat, bei der 13 Menschen ums Leben kamen und 200 zum Teil schwer verletzt wurden, nicht alleine auf das Konto von Gundolf Köhler geht, der damals bei den Ermittlungen als Täter von den Behörden ausgemacht wurde.

"In der jüngeren Vergangenheit", so heißt es in der Pressemitteilung weiter, "habenVertreter des Generalbundesanwalts von Anfang Dezember 2009 bis Ende März 2010 und im November 2010 eingehend Stasi-Unterlagen gesichtet." Darüber hinaus habe man Offiziere des Ministeriums der Staatssicherheit befragt. In der Pressemitteilung verweist Range auch auf die Stay-behind-Organisation der Nato, die immer wieder im Zusammenhang mit dem Anschlag erwähnt wurde.

Stay behind oder: Gladio, wie die Gruppe in Italien bezeichnet wurde, war eine Untergrundarmee, die Geheimdienste in vielen europäischen Ländern unter hoher Geheimhaltungsstufe aufgebaut haben. Die Aufgabe der Partisanenarmee wäre es gewesen, im Falle einer Invasion durch die Sowjetunion, einen Untergrundkampf gegen die Besetzer zu führen.

In den vergangenen Jahren gab es Hinweise, dass Teile der Stay-behind-Einheiten möglicherweise selbst Terroranschläge in den westlichen Ländern ausgeführt haben bzw. daran beteiligt waren. Grund: Eine Strategie der Spannung sollte umgesetzt werden, um Unsicherheit und Angst in der Bevölkerung zu schüren, die es dann erleichtern würden, eine bestimmte Politik zu forcieren.
In der Pressemitteilung des Generalbundesanwalts heißt es:

"Zuletzt ist die Bundesanwaltschaft einem Hinweis auf eine Beteiligung einer geheimdienstlichen "stay behind"-Organisation nachgegangen. Erfolgversprechende Ermittlungsansätze für die Tatbeteiligung noch lebender Personen an dem Anschlag haben sich daraus allerdings nicht ergeben."

Immerhin, so verdeutlicht der Generalbundesanwalt, ergeben sich aus den Aussagen der Zeugin nun "konkrete Ermittlungsansätze." Laut dem Opferanwalt Werner Dietrich, der sich seit vielen Jahren für eine Neuaufnahme des Falles einsetzt, soll es einen überzeugenden Grund dafür geben, warum die Zeugin bislang geschwiegen habe, berichtet Spiegel Online. Die Frau sei zwar damals zur Polizei gegangen, allerdings habe man sie dort abgewimmelt. Das Bayerische Landeskriminalamt hat nun die Ermittlungen aufgenommen.


"Er hat geblutet, aber ich habe keine Wunde gesehen. Er hat gesagt: Papa, mir ist kalt. Dann hat jemand den Jungen mitgenommen. Dann habe ich weitergesucht und kam an diese Stelle. Hier war ein Bratwurststand. Und da lehnte meine Tochter. Bei ihr war alles offen und herausgerissen. Dann hat sie gesagt: Papa, hilf mir, es tut so weh. Dann hat sie ihre Augen zugemacht und sie war tot."

Die Aussage eines Mannes, dessen Kinder am 26. September 1980 auf dem Münchner Oktoberfest in den Tod gerissen wurden (aus einem Dokumentarfilm, ab Minute 39):