Pfeiffer wirft Bischöfen Zensur vor

Die Deutsche Bischofskonferenz beendet die Zusammenarbeit. Doch weshalb hat man den KFN-Chef als Partner geholt?

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Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) sieht sich gezwungen, den Vertrag mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) zu kündigen, teilte heute Bischof Ackermann mit. Das Projekt "einer kriminologischen Erforschung sexuellen Missbrauchs im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" werde mit einem anderen Partner fortgesetzt. Als Grund gab Ackermann an, dass das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts, Christian Pfeiffer, und den deutschen Bischöfen zerrüttet sei. Zurückzuführen sei das auf das Kommunikationsverhalten Pfeiffers.

Nun ist bekannt, dass Pfeiffer kein stilles Lämmchen ist, sondern gerne kommuniziert, auch und vielleicht besonders gerne Thesen mit provokantem Inhalt, die auf eigenwillige Methodik gründen: Das Töpfchen und der Hass. Weshalb sich die Frage stellt, warum die Beschöfe gerade auf Pfeiffer zugegangen sind, um ihre Geschichte des sexuellen Missbrauchs durch Priester aufzuklären. Vielleicht, könnte man annehmen, weil die Bischöfe auf eine Art Solidarität mit dem Mann bauten, der durch antimodernistische Töne aufgefallen ist.

Pfeiffer präsentiert sich in seinen Aussagen zum Streitfall publikumswirksam als Wissenschaftler mit integren Prinzipien. Er wirft der katholischen Kirche, wie Kath.net berichtet, "Zensur" vor. Dem Deutschlandfunk gegenüber bestätigt er den Zensurvorwurf heute und nennt Gründe:

"Eindeutig ja. Sie hatten uns, nachdem zunächst in den ersten vier, fünf Monaten das Projekt engagiert unterstützt worden war, sie hatten uns dann plötzlich, ausgehend von der Erzdiözese München und Freising, Vorschläge zugeleitet, dass der Vertrag geändert werden sollte, und sie verlangten eindeutig, dass alle Texte ihnen zur Genehmigung vorzulegen sind, und sie machten uns in diesem Vertragstext klar, dass sie dann auch das Recht haben, die Veröffentlichung von Texten zu verbieten."

Dies hätte letztlich auch Konsequenzen auf Doktorarbeiten, Habilitationen und andere Texte gehabt, die üblicherweise nach einem gewissen Zeitraum veröffentlicht werden dürfen. Die Bedingungen seien für ihn mit wissenschaftlichem Arbeiten nicht mehr vereinbar gewesen, so Pfeiffer – zumal die Diozösenvertreter auch ein Mitspracherecht bei der Anstellung von KFN-Mitarbeitern für das Projekt gefordert hätten. Dazu komme, dass er nicht an alle Akten gekommen sei, die für die Arbeit wichtig gewesen wären. Es habe Lücken gegeben. Man habe ihn im Unklaren darüber gelassen, dass es eine Vorschrift gebe, wonach zehn Jahre nach der Verurteilung eines Priesters die Akten vernichtet werden müssen.

"Auch die Öffentlichkeit war darüber nicht informiert worden, denn vereinbart ist im Vertrag eine Aktenanalyse bis zum Jahr 1945 rückgehend. Das ist ja gar nicht machbar, wenn alle zehn Jahre die Akten vernichtet werden. Diese Vorschrift war offenbar früher nicht angewendet worden. Und dann erhielten wir Hinweise aus der Kirche: Ja, es sind aber in einigen Diözesen die Akten jetzt vernichtet worden. Das habe ich in einem Schreiben an die Bischöfe dargestellt und gesagt, ich weiß nicht, ob das stimmt, bitte legen Sie offen, in welchen Diözesen wurden wie viele Akten vernichtet. Nur dann können wir mit unserer Forschung beginnen, wenn wir das Ausmaß der Lücken auch einschätzen."

Möglicherweise war dies der Punkt, an dem einige Kirchenvertretern kein gutes Gefühl mehr gegenüber Pfeiffer hatten. Aber das ist Spekulation, wenn auch mit einigen Anhaltspunkten, die dafür sprechen. Wie auch für die Mutmaßung, wonach die Bischöfe trotz gegenteiliger Behauptungen gar nicht so sehr an der vollständigen Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle interessiert sind. Jetzt, da sich die Empörungswellen der letzten Jahre doch allmählich gelegt haben und die öffentliche Aufmerksamkeit dafür deutlich nachgelassen hat.