Photoshop? Nie gehört.
Adobe bringt ein Tool auf dem Markt, das zeigt, ob ein Foto gephotoshopped wurde
"Photoshoppen" ist ungefähr ein so sinnvolles und passendes Wort wie "googlen" für eine Tätigkeit, die man an einem Computer ausführt. Möglichst mit dem Tool, dessen Namen hier auch eingebaut ist. Also, wenn das Foto von jemandem gephotoshopped wurde, dann kann man davon ausgehen, dass er oder sie in Wirklichkeit nicht ganz so glatte Haut hat, weniger große Augen durch die Gegend trägt oder deutlich mehr Orangenhaut, Speckröllchen oder andere lustige Körperverformungen neben seiner Badekleidung zur Schau stellt.
Photoshop ist also immer dann im Spiel, wenn eine Wirklichkeit zu sehen sein soll, die es so nicht gibt. Also wenn in einer Modezeitschrift Frauen aussehen, als wäre ihre Haut aus Elastikgummi, oder wenn Männer auf Filmplakaten knapp unterhalb ihrer nordischen Götterkollegen rangieren.
Ich persönlich glaube ja, dass auch Donald Trumps ehemaliges Haupthaar in Echtzeit auf seinen inzwischen kahlen Schädel projeziert wird, aber da mag ausnahmsweise der Maskenbildner die Hauptarbeit geleistet haben. Ansonsten gehen wir einfach einmal davon aus, dass praktische jedes andere öffentliche Bild bearbeitet wird.
Ausgerechnet nachdem sich diese Einsicht in uns festgesetzt hat, kommt nun Adobe mit einem neuen Produkt auf den Markt, das die eigenen Sünden zeigen soll, denn das Unternehmen bietet jetzt ein Tool an, das zeigen kann, ob ein Foto mit Photoshop bearbeitet wurde oder nicht. Na super, endlich. So kommen wir natürlich auch viel besser darauf, dass die Fälschung und der Fake das neue "Echt" sind.
Aber mal ganz ehrlich: Wollen wir es wirklich wissen, was wie bearbeitet wurde? Ist es wichtig zu wissen, wie der Fake zustande kam oder ist das mehr ein verlängertes Werbevideo von Adobe, um zu zeigen, wie man in der Modewelt Orangenhaut verschwinden lässt, die dem US-Präsidenten das Haar zurecht rückt oder Angela Merkel die Raute vor dem Hosenanzug entfernt?
Och nö. Muss man nicht.
Das ist ungefähr so sinnvoll wie ein Erfindung von Wissenschaftlern, die jetzt endlich das unsinkbare Metall vorstellen. Weil es ungeheuer wichtig ist, so einen Baustoff zu haben, der Kunden in Zukunft in den Wahnsinn treiben wird, wenn sie versuchen, einen Teelöffel in ihr Heißgetränk einzutauchen und damit immer wieder an die Oberfläche damit getrieben werden. Von denen, die in Zukunft versuchen werden, ihre alten Autos im Dorfweiher zu versenken und dabei dem Wahnsinn verfallen, will ich jetzt gar nicht sprechen. Wobei das auf jeden Fall wieder eine sinnvolle Anwendung wäre.
Ein Foto auf Echtheit zu überprüfen, ist so sinnvoll nicht, denn wer will schon ein Märchen erzählt bekommen, in dem die Oma plötzlich das Buch sinken lässt und sagt: So, und jetzt erzähle ich euch, dass der Prinz gar nicht reiten kann.