Prämien für Taliban-Aussteiger?

Ein Ausdruck der kapitalistischen Hypermoral

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Außenminister Guido Westerwelle will Prämien an Taliban-Aussteiger zahlen, wie er im Vorfeld zur Afghanistan-Konferenz ankündigte. Es passt zu Westerwelles Glauben, dass Geld lästige Ideologien erodieren lässt. "Klar, letztlich sind wir alle käuflich", so lautet die kapitalistische Hypermoral. So einen Taliban muss man nur auf den Geschmack bringen. Der erliegt dem Gelde wie Du und ich.

Man stelle sich vor, man hätte Franz von Assisi, Theresa von Avila, Bonifatius etc. durch vernünftige Zahlungen dazu bewegt, sich weniger zu ereifern und sich wohltemperiert wieder in der Gesellschaft einzurichten. Die ganze Geschichte wäre, Westerwelles monetäre Moral unterstellt, völlig anders gelaufen. Religiöse Hybris und alle Formen unverträglichen Zeitgenossentums wären leicht verhindert worden mit der richtigen Spende hier und da und dort. Geld heilt alle Wunden.

Westerwelles Idee sagt viel über ihn und wenig über die Taliban aus. Sollte die Bundesregierung das in toto glauben, würde unsere Vermutung, dass diese Politik am Hindukusch fernab des Begreifens stattfindet, wiederum bestätigt.