Putin an Bord?

In Russland sollen nur noch Devices mit vorinstallierter heimischer Software verkauft werden. Zum Wohle des Landes. Irgendwie

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Das russische Parlament hat vor zwei Wochen ein Gesetz verabschiedet, das natürlich nur zum Wohl des eigenen Landes sein soll. Denn bald werden nur noch Devices in Russland verkauft, die mit vorinstallierter heimischer Software auszuliefern sind. Da lächelt der Smartphone-Nutzer nur verschmitzt und ahnt, dass vermutlich kein Hintergedanke außer reinem Patriotismus dahinterstecken kann.

Und tatsächlich wird hervorgehoben, dass es sich hierbei um eine Promotion der heimischen Produktion handeln soll. Damit der russische Kunde beim Öffnen seines neuen Geräts sagen kann: "Oh, das ist aber ein schönes Stück heimische Software, da höre ich gleich den orthodoxen Moskauer Männerchor singen, der russische Bär tanzt dazu und ich fühle mich wie zu Hause."

Vielleicht steppt der Bär, so vermuten jetzt manche, allerdings in einer anderen Richtung. Es könnte sein, dass es sich bei besagter Software nicht nur um den IT-technischen Komödienstadel handelt, der uns gute russische Programmierware schmackhaft machen soll. Es könnte auch sein, dass ein paar unschuldige Zeilen Code in den Apps auch gleich ein wenig heimatliche Überwachung miterledigen könnten. Damit sich der russische Staat und damit sein Präsident auch weiterhin im eigenen Land sicher fühlen können.

Das wissen wir natürlich nicht. Es muss ja nicht sein, dass das der Fall ist. Schließlich haben US-amerikanische Kunden schon seit Beginn der Smartphone Area vor allem in den USA geschriebene Software auf den Geräten. Was auch nichts heißen muss, bitteschön. Aber ich denke, wir sehen recht schnell, ob sich hier ein kleiner russischer Trojanow (nicht bekannt und verwandt mit ähnlich benamstem Autor, entschuldige Ilija) auf den Geräten befindet:

Einfach mal entspannt die russische Software vom Gerät löschen.

Und wenn das innerhalb von fünf Minuten die Haustürklingel auslöst, und da stehen zwei nette MItarbeiter des russischen Heimatschutzes, die auf die Vorzüge der heimischen Softwareproduktion hinweisen, dann wird das wohl doch ein wenig mit Hintergedanken ablaufen. Sollte es einfach gehen – das nur am Rande –, muss das noch nichts bedeuten, aber die Spielchen kennen wir ja inzwischen vom heimischen Trojaner.

Ja, das werden wir sehen. Und vermutlich geht hier gleich in den Kommentaren ein Shitstorm sondergleichen los, denn der Russe ist inzwischen überall. Das haben wir gelernt, auch ohne seine Software. Alle wissen das, nur der amerikanische Präsident nicht.