Rekordstrafe für verheimlichten Störfall in spanischem Atomkraftwerk
Weil das Kraftwerk durch Verschleierung des Störfalls weiter in Betrieb war, könnten die Betreiber die Höchststrafe aus der Portokasse bezahlt werden.
Der spanische Industrieminister Miguel Sebastián hat am Dienstag eine "harte" Strafe für die Betreiber des spanischen Atomkraftwerks Ascó angekündigt. Zuvor hatte die Atomaufsicht ( CSN) den Betreibern Endesa und Iberdrola (ANAV) schwere Verstöße im Rahmen des Störfalls vorgeworfen, der sich schon im November 2007 ereignete und bis April verheimlicht wurde. Er wurde erst bekannt, nachdem sich Beschäftigte in Ascó an Greenpeace wandten und die Umweltorganisation den Austritt von Radioaktivität mit Messungen bestätigte. Die CSN schlägt eine Strafe zwischen 9 und 22,5 Millionen Euro vor, die bisher höchste Strafe für einen Störfall in Spanien.
Die CSN wirf der ANAV "signifikante Fehler" vor. Nach Einschätzung der Aufsichtsbehörde seien aber weder Menschen noch die Umwelt gefährdet gewesen. Allerdings erstaunt das, denn in dem Bericht heißt es, dass die freigesetzte Radioaktivität die Jahresdosis für die Beschäftigten überstieg. Er bestätigt auch die von Greenpeace, wonach die Betreibern bewusst die "Eichung" der "Strahlenmessgeräte TR-2605 und 2606" verändert und auf einen Wert angehoben haben, der über den Grenzwerten lag. Zudem seien die externen Beschäftigten nach dem Vorgang nicht auf Strahlung untersucht und der Störfall sei nicht gemeldet worden.
Schon damals hatte Greenpeace die fehlende wissenschaftliche Ernsthaftigkeit des CSN kritisiert und wirft diesem nun vor, die Augen zu verschließen und ihrem Auftrag nicht nachzukommen, die Bevölkerung vor Strahlung zu schützen. Die Strafe sei "lächerlich" angesichts der Tatsache, dass man willentlich Strahlung austreten ließ, dafür Kontrollgeräte manipulierte und das Alarmsignal abschaltete. Selbst wenn die Regierung die Höchststrafe verhängt, wäre das nur der Gewinn, den das Kraftwerk in zwei Wochen einfährt, kritisiert Greenpeace. Die Aufsichtsbehörde fahre mit der Strategie fort, die von Beginn an eingeschlagen wurde: "Die Bedeutung des Störfalls zum Wohl der Betreiber zu minimieren."
Analysen hätten ergeben, dass 27 % der Partikel auch nach einem halben Jahr noch so stark gestrahlt hätten, um die Jahresdosis der Beschäftigten im Reaktor zu überschreiten. Da keine Messungen nach dem Unfall durchgeführt wurden, könnten die Belastungen der Beschäftigten und Anwohner kaum noch ermittelt werden. Der große Teil der Radioaktivität sei zudem über einen hohen Schornstein weiträumig verteilt worden. Für einige gefundene Partikel wurde eine Äquivalentdosis von 216 Millisievert (mSv) in neun Tagen ermittelt, 400-fach über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Die Aufsichtsbehörde verschleiere auch eigene Fehler, denn ihre Messstationen hätten die erhöhte Radioaktivität gemessen, ohne dass die CSN tätig wurde.
Statt den Reaktor sofort abzuschalten, produzierte monatelang weiter Strom. Mit einem Gewinn von sechs und zwei Milliarden Euro, die beide Konzerne im vergangenen Jahr erzielten, können derlei Strafen aus der Portokasse bezahlt werden. Damit wiederhole sich der Vorgang wie im benachbarten Vandellós, als 2005 ebenfalls von der ANAV ein Störfall der Ines-Stufe 2 über Monate verheimlicht wurde und die ökonomischen Interessen vor die Sicherheit gestellt wurden. Damals betrug die Rekordstrafe 1,6 Millionen Euro. Angesichts der Wiederholung fordert Greenpeace, der ANAV die Betriebslizenz für Ascó und Vandellós zu entziehen und die Reaktoren vorläufig abzuschalten. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Vorgabe des Industrieministers erfüllt wird: "Die Atomkraft muss sicher sein und es kann keine Manipulation oder Verheimlichung geduldet werden", sagte Sebastián.