Rettungsplan für Griechenland steht

Per Videokonferenz einigten sich die Euro-Finanzminister auf eine Hilfe in Höhe von 30 Milliarden Euro zu einem Zins von 5 Prozent

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Die Lage in Griechenland wurde in den letzten Tagen immer ernster. Die erneute Herabstufung der Bonität am Freitag hat es angesichts der hochschießenden Zinsen nötig gemacht, je tzt ein Zeichen zu setzen, nachdem auch schon die Europäische Zentralbank das Rettungsnetz ausgebreitet hatte. So kamen die Finanzminister der Eurozone am heiligen Sonntag zu einer Videokonferenz zusammen und beschlossen innerhalb zwei Stunden, was monatelang so schwierig war.

Gegen 16.30 Uhr traten der Sprecher der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, und EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel vor die Presse und gaben das Ergebnis bekannt: "Die Entscheidung ist einstimmig gefallen", erklärte Juncker. Der Notfallplan sei zwar noch nicht aktiviert worden, sagte Juncker, "aber wir sind jetzt bereit, ihn in Gang zu setzen". Bis zu 30 Milliarden Euro kann Griechenland als dreijährige Kredite von den anderen Euroländern und gegebenenfalls vom Internationalen Währungsfonds (IWF) im ersten Jahr abrufen, sollte eine Finanzierung über den Kapitalmarkt nicht mehr möglich sein. Das sind sogar noch fünf Milliarden mehr, als bisher meist diskutiert wurde.

Der Zinssatz, zu dem Griechenland im Notfall das Geld in Form von bilateralen Krediten bekommen wird, ist mit rund 5% einigermaßen erträglich und liegt deutlich unter den fast 8%, auf die er in den letzten Tagen auf den Kapitalmärkten gestiegen war. Von den marktüblichen Zinsen, die Merkel durchsetzen wollte, ist der Zinssatz deutlich entfernt, weshalb aus der FDP schon Kritik kommt und vom "Euro als Weichwährung" gesprochen wird. Dabei wurde der Euro durch das Hickhack der letzten Monate immer schwächer. Ohnehin liegt der Zins aber auch deutlich über den gut 3%, mit denen zum Beispiel Lettland Kredite von der EU erhält.

"Die griechische Regierung hat die Aktivierung des Rettungsplans nicht beantragt, obwohl er sofort zur Verfügung steht", sagte der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou. Doch es dürfte nicht mehr viel Zeit vergehen, bis der Notfall erwartungsgemäß eintritt. Man darf derlei Aussagen auch angesichts der Kapitalflucht aus dem Land als diplomatische Winkelzüge betrachten. Anders lässt sich die Eile nicht erklären, mit der nun gehandelt wurde. Es ging den Finanzministern darum, ein Zeichen zu setzen, bevor die Börsen am Montag geöffnet werden