Russland will bis 2030 21 neue Kernkraftwerke bauen
Drei BN-1200-Reaktoren sollen Abfallprodukte aus dem Uranabbau und aus alten Atomkraftwerken verwerten
Die russische Regierung hat einem energiepolitischen Plan zugestimmt, der vorsieht, in den nächsten 17 Jahren 21 neue Kernkraftwerke in Nischni Nowgorod, Tatarstan, Belojarsk, Sveresk bei Tomsk, Kasli im Ural und im etwa 350 Kilometer von Moskau entfernten Kostroma zu errichten. In Kursk, Smolensk und auf der Halbinsel Kola sollen alte Atomkraftwerke stillgelegt und durch neue ersetzt werden.
Der weitaus größte Teil der geplanten Kraftwerke gehört zur Generation III+ und zum Typ WWER-1200. Diese Leichtwasserreaktoren sollen eine Kernschmelze im Katastrophenfall ohne Stromzufuhr drei Tage lang verhindern.
Langfristig setzt Russland aber ebenso wie China auf Schnelle Reaktoren: Drei der neuen Kraftwerke – eines in Belojarsk und zwei in Kasli - sollen der Generation IV und dem Typ BN-1200 angehören. Sie verwenden als Kühlmittel nicht Wasser, sondern flüssiges Natrium. Dadurch können sich – anders als in Fukushima – keine größeren Mengen Wasserstoff bilden, die explodieren. Das System soll garantieren, dass eine Katastrophe längere Zeit auf sich warten lässt, wenn im Schadensfall "aktive Gegenmaßnahmen" später kommen als gedacht.
Außerdem können BN-1200-Reaktoren nicht nur mit dem Isotop Uran-235, sondern auch mit Uran-238 Strom erzeugen. Kernkraftbefürworter sehen die neuen Typen deshalb als Möglichkeit, Abfallprodukte aus dem Uranabbau und der Brennstabfertigung sowie Plutonium-Atommüll aus dem Betrieb herkömmlicher Leichtwasserreaktoren zu verwerten. Durch mehr Effizienz hinterlassen die neuen Reaktoren selbst weniger lang strahlenden Atommüll. Ein bereits im Bau befindliches erstes Exemplar des Schnellen Reaktors BN-800, eines Vorläufers des BN-1200, wird schon im nächsten Jahr in Belojarsk in Betrieb genommen und soll unter anderem bei der Verschrottung alter Atomwaffen helfen.